Sehr geehrter Herr G.

vielen Dank für Ihre Frage an Dieter Janecek, die wir gerne für ihn beantworten möchten. Sie haben natürlich Recht mit der Aussage, dass uns Wind und Sonne leider nicht rund um die Uhr und an jedem Tag im Jahr Strom liefern können. Zur Bewältigung dieser sogenannten "Dunkelflauten" haben wir jedoch eine Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten dank derer wir langfristig dennoch unser Ziel einer klimaneutralen Energieversorgung erreichen können.

Erstens gibt es durchaus erneuerbare Energieträger wie etwa Wasserkraft, Biomasse oder Geothermie, die durchgängig und zuverlässig Energie für die Grundlast liefern können und die wir daher ebenfalls ausbauen wollen.

Zweitens werden wir stark in den Netzausbau in Deutschland investieren um etwa Windstrom von den Offshore-Anlagen in der Nordsee nach Süddeutschland zu transportieren - es ist nämlich nur äußerst selten in ganz Deutschland Windstille.

Drittens wollen wir die Speicherkapazität in Deutschland massiv ausbauen um etwa Solarstrom tagsüber ein- und nachts ausspeichern zu können. Eine zukunftsweisende Möglichkeit zum Speichern von überschüssiger Energie ist die Herstellung von grünem Wasserstoff, der dann in Dunkelflauten in modernen Gaskraftwerken CO2-neutral wieder verstromt werden kann.

Viertens verfolgen wir verschiedene Ansätze zur Flexibilisierung des Stromverbrauchs besonders in der Industrie um Nachfragespitzen abzuflachen. Durch eine intelligente und digitalisierte Steuerung können stromintensive Industrieprozesse so optimiert werden, dass sie vor allem tagsüber oder während starkem Wind viel Strom verbrauchen. Auch bei Elektroautos gibt es großes Potential, das Stromnetz durch gezieltes Laden während sonnigem oder windigem Wetter zu entlasten. Auf lange Sicht können Elektroautos mit Rückspeisefähigkeit sogar ein stabilisierendes Element in einem intelligenten Stromnetz bilden. So können die Akkus in Elektroautos als Stromspeicher genutzt werden. Weitere Informationen speziell über die Auswirkung des Ausbaus der Elektromobilität auf den Strombedarf finden Sie auch in dieser Publikation des Bundesumweltministeriums: https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Verkehr/emob_strom_ressourcen_bf.pdf

Die Atomkraft darf und muss keine Rolle in unserem zukünftigen Energiemix spielen. Dafür gibt es viele gute Gründe.

Erstens ist die Atomenergie eine unbeherrschbare Hochrisikotechnologie. Aus diesem Grund gibt es etwa kein einziges Versicherungsunternehmen, das ein Atomkraftwerk versichern würde – der Staat müsste bei einer Laufzeitverlängerung also erneut das vollständige Risiko übernehmen.

Zweitens würde die Verwendung zusätzlicher Brennelemente die Menge des Atommülls erhöhen. Dies würde den Prozess der Endlagersuche erneut um viele Jahre zurückwerfen, da die laufende Suche auf der aktuell prognostizierten Menge basiert.

Drittens zeigt die aktuelle Situation in Frankreich, dass Atomenergie eben keineswegs zuverlässig ist. Aufgrund vielfältiger technischer Probleme bei der Wartung und Kühlung sind aktuell nur 40 der insgesamt 56 Atomkraftwerke im Betrieb (im Sommer waren sogar 32 französische AKW erzwungenermaßen abgestellt). Dadurch ist die Versorgungssicherheit in Frankreich akut gefährdet und der Strombedarf kann nur durch hohe Stromimporte aus Deutschland gedeckt werden. Die Unzuverlässigkeit der Atomenergie ist damit auch ein großer Grund für die hohen Strompreise bei uns.

Insgesamt lässt sich also sagen, dass eine weitere Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke nur einen sehr geringen Beitrag zur Lösung der Energiekrise leisten könnte aber sehr große Nachteile mit sich bringen würde.

Mit freundlichen Grüßen

Team Janecek