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Sehr geehrter Herr Bartsch, würden Sie und Ihre Partei eine Parlamentsreform mit dem Ziel der Verlängerung der Legislaturperiode auf 5 Jahre unterstützen?MfG Patrik B.

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Dietmar Bartsch
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Frage von Patrik B. •

Sehr geehrter Herr Bartsch, würden Sie und Ihre Partei eine Parlamentsreform mit dem Ziel der Verlängerung der Legislaturperiode auf 5 Jahre unterstützen?MfG Patrik B.

Würden Sie und Ihre Partei für eine zeitliche Begrenzung der Mandatstätigkeit auf maximal zwei Legislaturperioden eintreten?
Es würden so Abhängigkeiten der Kandidaten von guten Listenplätzen reduziert werden.
Fraktionen und Parteien könnten weniger Druck bei Entscheidungen auf Abgeordnete ausüben da durch eine zeitliche Begrenzung die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Mandat verringert wird.
Es würde auch dazu führen daß es einen schnelleren Generationenwechsel im Parlament gibt da es keine Verfestigung der Altersstruktur durch „Berufspolitiker“mit mehr als 10 Jahren Mandatstätigkeit mehr gibt.
Es würde auch die Akzeptanz der Abgeordnetenentschädigung inklusive der Altersbezüge erhöhen die mittlerweile von vielen als ungerecht im Vergleich zu Normalverdienern und Normalrentnern bewertet wird.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/politiker-pension-rente-einzahlen-system-110.html

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Antwort von Die Linke

Sehr geehrter Herr B.,

mehr als 4000 Bundestagsabgeordnete wurden bislang gewählt. Statistisch gesehen sind die Abgeordneten weniger als zehn Jahre Mitglied des Parlaments. Dieser Fakt zeigt, dass der gelegentlich in der Öffentlichkeit vorhandene Eindruck, Abgeordnete „klebten“ förmlich über Jahrzehnte an ihren Mandaten, nicht korrekt ist.

Ich bin nicht überzeugt, dass eine generelle Begrenzung auf zwei Legislaturen die "Qualität" der Abgeordneten oder die Akzeptanz bei den Bürgern erhöhen würde. Grundsätzlich gilt – insbesondere bei Direktmandaten – ohne Zuspruch bei den Wählerinnen und Wählern kann kein Mandat errungen werden. Ein Abgeordneter mit großem Zuspruch würde nach zwei Legislaturen daran gehindert, weiterhin Politik für die Menschen seines Wahlkreises zu machen. Dies könnte eher abschreckend auf die Wähler wirken, statt die Akzeptanz zu stärken.

Auch mit Blick auf die Altersstruktur bin ich zurückhaltend. Wir sehen doch, wie unterschiedlich das Durchschnittsalter in den Fraktionen ist. Die Fraktionen der Linken oder der Grünen sind im Schnitt mehrere Jahre jünger (deutlich unter dem Schnitt der Gesamtbevölkerung) als die der Union oder der AfD. Es muss also noch andere Gründe für Durchlässigkeit geben. Ob es in einer alternden Gesellschaft zwingend mehr junge Abgeordnete braucht, will ich zumindest fragend in den Raum stellen.

Der Zusammenlegung von Wahlterminen – etwa von Landtagswahlen – kann ich viel abgewinnen. Dass die Parteien sich faktisch in einem Dauerwahlkampf befinden, ist ein Problem und behindert zum Teil die Lösung von Problemen. Mit Blick auf die „Performance“ der vergangenen und aktuellen Bundesregierung bitte ich gleichwohl um Verständnis dafür, dass ich einer Verlängerung der Legislaturperiode auf Bundesebene skeptisch gegenüberstehe. Nicht alles wird besser, wenn es länger andauert.

Freundliche Grüße
Dr. Dietmar Bartsch

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