Frage an Henning Otte bezüglich Finanzen

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Henning Otte
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Frage von Björn S. •

Frage an Henning Otte von Björn S. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Otte!

Angesichts der Schuldenbremse, die sich der Staat selbst verordnet hat und der sich daraus ergebenden Sparzwänge:

Warum wird schon wieder über Steuererhöhungen nachgedacht, anstatt endlich mal sparsamere Strukturen anzustreben, zB bei den Bundesländern. Warum muß sich die Bundesrepublik nach wie vor 16 BL leisten, wenn es doch auch 8 oder 10 täten. Ich weiß, man sägt ungern am Ast, auf dem man sitzt, aber bundesweit gedacht, kann das sicher nicht schaden, Strukturen zu verschlanken. Auch eine Verlängerung der Regierungsperidioden von 4 auf 6 Jahre kann Geld sparen.

Thema KFZ Steuer. Wenn die Steuer doch sooo kompliziert ist, warum dann nicht komplett weg damit und stattdessen 1 oder 2 Cent auf die Kraftstoffpreise (Kommt ungefähr hin, wenn man die Einnahmen der KFZ Steuer gegen die jährlich verbrauchte Kraftstoffmenge aufrechnet). Das wäre a) viel gerechter und ökologischer und b) völlig unbürokratisch, die freiwerdenden Ressourcen bei den Finanzämtern können zur Steuerfahndung eingesetzt werden, was sicher wesentlich effektiver wäre.

Subventionsabbau: Weg mit den ganzen 7% MwSt-Regelungen ausser bei den Grundnahrungsmitteln.

Werbungskosten bei Est-Erklärung (letzte Woche bei Vox gesehen): wie kann es sein, daß für einen Arbeitnehmer ein selbstverschuldeter Wegeunfall zur Arbeit dazu führt, daß bei einem Schaden von rund 2500€ an seinem Fahrzeug, die Allgemeinheit der Steuerzahler anschließend mit 900€ belastet wird, nur weil der gute Mann sich nicht selbst Kasko-versichert hat und er damit den Schaden als Werbungskosten absetzen kann. Wo ist da die Gerechtigkeit den kaskoversicherten gegenüber? ich wette, es gibt hunderte, wenn nicht tausende solcher Kniffe, die Allgemeinheit zu belasten. Warum wird nicht mal an solchen Schrauben gedreht, bevor wieder alle mehr Steuern zahlen müssen.

Ich hätte noch zig weitere Möglichkeiten, aber hier keinen Platz mehr...

Ich freue mich auf aussagekräftige Antwort
mfG
Björn Schaefer

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Sehr geehrter Herr Schaefer,

vielen Dank für Ihre Fragen zum Thema Steuern und Sparzwänge.

Wie Sie der Presse entnehmen konnten, wurde von der Regierung ein Sparkonzept ausgearbeitet, das ohne Steuererhöhungen auskommt.

Ihr Vorschlag, die Zahl der Bundesländer zu reduzieren, ist sicherlich einer, mit dem sich auf Dauer Geld sparen ließe. Jedoch besteht die ernstzunehmende Befürchtung vieler Mitbürger, dass mit Fusionen über die historischen Grenzen hinaus die Bürgernähe abnimmt. Der Bund kann eine solche Fusion nicht vorschreiben. Gem. Art 29 GG ist in den betroffenen Ländern unter anderem ein Volksentscheid erforderlich. Die letzte Abstimmung über einen Zusammenschluss gab es im Jahr 1996 in Berlin und Brandenburg. Es war die Ablehnung der Bevölkerung die das Projekt scheitern ließ.

Eine von Ihnen favorisierte Verlängerung der Regierungsperioden von 4 auf 6 Jahre ist aus verfassungsrechtlichen Gründen wohl nicht möglich, da dann die demokratische Legitimierung der Regierenden fehlen würde. Die direkten Einflussmöglichkeiten des Volkes würden vermindert und über Gesetzesvorhaben würde nicht mehr zeitnah durch Wahl entschieden. Denkbar ist allenfalls eine Verlängerung auf 5 Jahre. Doch wären dann häufiger als bisher vorzeitige Neuwahlen zu erwarten, obwohl sie nur Ausnahmefälle sein dürfen.

Ihr Plädoyer, die Kraftfahrzeugsteuer durch einen Aufschlag auf die Kraftstoffpreise zu ersetzen, klingt reizvoll. Jedoch würde dann der Besitzer eines neuen, teuren Luxuswagens mit wenig Verbrauch weniger zahlen als ein Rentner, der sich einen Neukauf nicht leisten kann. Sozial gerecht ist eine derartige Lösung nicht, im Gegenteil: der Staat würde den Besitzer großer Wagen deutlich besser stellen als bisher. Ein notwendiger sozialer Ausgleich würde die Neuregelung bürokratisch und kompliziert machen.

Die von Ihnen angesprochene 7 Prozent-Mehrwertsteuer gilt auch für landwirtschaftliche Erzeugnisse und lebende Tiere, für Bücher und Zeitschriften - was uns eine zumindest in Europa einmalige Vielfalt beschert - sowie Karten und Noten. Wollen wir Bildungsrepublik sein, können wir nicht auf der anderen Seite den Preis der leicht zugänglichen Bildung erhöhen.

Auch im Bildungsbereich käme die pauschale Abschaffung des reduzierten Steuersatzes einem Kahlschlag gleich: Schwimm- und Heilbäder würden schließen, Zirkusse, Zoos und Schausteller ebenso oder müssten anders subventioniert werden. Der Kultur würde mit Theatern, Orchestern, Chören und Museen die Grundlage entzogen, der öffentliche Personennahverkehr (bis 50 km Länge) wäre für die Bürgerinnen und Bürger, bzw. die Kommunen unbezahlbar. Selbst die Gesundheitsleistungen würden verteuert, da die Zahntechniker und bestimmte Zahnarzt-Leistungen dem geringeren Satz unterliegen.

Zur Versicherung des Arbeitsweges: Den selbstverursachten Schaden am Auto kann die/der Erwerbstätige steuermindernd geltend machen, da der Weg in unmittelbarer Beziehung zur Arbeit steht. Wer sich dagegen kaskoversichert, kann diese Zahlungen steuermindernd geltend machen. Im Endeffekt steht der Kaskoversicherte besser da, weil die Kaskoversicherung auch für Privatfahrten gilt.

Ich hoffe, Ihnen mit meinen Antworten weitergeholfen zu haben und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Henning Otte

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