Frage an Herbert Drumm bezüglich Soziale Sicherung

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Herbert Drumm
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Frage von Ursula M. •

Frage an Herbert Drumm von Ursula M. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Dr. Drumm,

die Bedingungen in Krankenhäusern wie auch in Pflegeeinrichtungen sind sowohl für Mitarbeitende als auch für PatientINNen menschenverachtend!

Unnötige Schmerzen für Patienten/-innen, weil Medikamente nicht rechtzeitig verabreicht werden, unzureichende Überwachungen nach Operationen, Menschen, die mit ihrer Krankheit alleine gelassen werden. Hochgradig belastete Pflegekräfte haben keine Zeit zum Zuhören oder Erklären. In der Nacht ist eine Krankenpflegerin im Schnitt für 26 Patientinnen und Patienten zuständig, manchmal auch für 40. Bundesweit fehlen 162.000 Stellen in den Krankenhäusern, davon alleine 70.000 Pflegefachkräfte. Mit noch so großem persönlichem Engagement können die Beschäftigten das fehlende Personal nicht ausgleichen.
Nicht zu tolerieren ist: dass mit dem Geld für dringend benötigtes Personal die mangelnden Investitionszahlungen der Länder ersetzt oder Aktionäre privater Gesundheitskonzerne bedient werden. Gute Qualität im Gesundheitswesen kann es nur mit gut qualifiziertem Personal in ausreichender Anzahl geben. Dies zu gewährleisten, liegt in der Verantwortung des Staates, denn die Gesundheitsversorgung ist elementarer Bestandteil der Daseinsvorsorge.
Die Gesundheitsversorgung darf nicht dem Markt und Wettbewerb überlassen werden. Der Gesetzgeber muss den Krankenhäusern Vorgaben für die Personalausstattung machen. Aufgrund der extrem hohen Belastung des Pflegepersonals ist ein Sofortprogramm erforderlich, damit niemand mehr in einer Schicht allein arbeiten muss und es ausreichend Zeit für Ausbildung gibt. Dafür müssen kurzfristig 20.000 zusätzliche Vollzeitstellen für Pflegefachkräfte geschaffen werden.

Meine Frage: Werden Sie sich für dieses Sofortprogramm wie auch für gesetzliche Vorgaben für die Personalausstattung von Krankenhäusern einsetzen?

Mit freundlichen Grüßen
U. M.

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Sehr geehrte Frau M.,

ich schicke Ihnen meine Antwort, die ich zu einer ähnlich gelagerten Fragestellung einer Tageszeitung gegeben habe:

Die Grundlage für eine verbesserte Pflegesituation wäre:

Die immer älter werdenden Menschen und die Veränderungen der Familien lassen den Bedarf an medizinischen und pflegerischen Leistungen weiter steigen. Die Arbeit nimmt zu und zusätzlich auferlegte Dokumentationspflichten kosten wertvolle Zeit. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Versorgungsqualität durch betriebswirtschaftliche Zwänge leidet. Dies kann auf Dauer nicht gut gehen.
Wir müssen dringend dafür sorgen, dass die pflegerischen Berufe mehr Anerkennung erfahren. Dies sollte durch bessere Qualifikationschancen (Studium), faire Bezahlung, ordentliche Arbeitsbedingungen und ausreichende Personalstärken zum Ausdruck kommen. Auch Ausfälle oder Spitzenzeiten müssen durch zusätzliche Kräfte ausgeglichen und nicht noch mehr Überstunden produziert werden. Dies wird wahrscheinlich nur durch einen gesetzlich verankerten Personalschlüssel zu erreichen sein, verbunden mit Qualitätsvorgaben. Unser Staat muss dazu beitragen, dass gemeinnützige und kommunale Trägerschaften von Kliniken und ambulanten Pflegediensten bestehen können, damit Menschlichkeit und die Pflegequalität erhalten bleiben.
Eine zivilisierte Gesellschaft, der ein langes Leben in Gesundheit und im letzten Lebensabschnitt eine menschenwürdige Pflege wichtig sind, muss dafür die notwendigen Mittel bereitstellen. Wir müssen bereit sein, über Krankenversicherung, Pflegeversicherung und durch mehr staatliche Zuschüsse unser Gesundheits- und Pflegesystem auf hohem Niveau zu erhalten. Ich möchte nicht, dass Deutschland seine Kranken und Alten (und deren Pflegepersonal) vernachlässigt.

Mit freundlichen Grüßen,
Herbert Drumm.

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