Sehr geehrte Frau Aigner,

zwar wäre ein Ende der Zeitumstellung zu begrüßen, jedoch graut mir schon bei dem Gedanken an die mögliche Einführung einer ganzjährigen "Sommerzeit" MESZ. Aus nachstehenden Gründen daher meine Frage: Wäre auch eine durchgängige Normalzeit MEZ (sog. "Winterzeit") für Sie vorstellbar?
1. Chronobiologische Forschungen (u. a. München) ergaben bereits vor Jahren, dass die genetisch im Gehirn des Menschen verankerte innere Uhr und damit das Maß an Wachheit und Energie dem Lauf der Sonne folgt. Die MEZ geht damit in etwa einher, gar nicht jedoch die MESZ. Weniger die Umstellung als die siebenmonatige Dauer ist der Gesundheit offenbar unzuträglich. (Vgl. Verwirrt im Bett, in: Süddeutsche.de v. 26. 3. 2010 u. BdW Bild der Wissenschaft online, Ausg. 4/2010, S. 32.)
2. Zu lange morgendliche Dunkelheit im Winter hätte zahlreiche negative
Konsequenzen:
a) Kinder und Jugendliche, die noch viel Schlaf benötigen, müssten vorzeitig, wenn ihre innere Uhr gleichsam noch "schläft", zu Schulleistungen in der Lage sein, die sie im geforderten Maß oft wohl nicht erbringen könnten (vgl. Harte Wochen für Eulen, in: Berliner Zeitung online v. 27. 3. 2010) und Erwachsene müssten viel zu früh am Morgen beruflichen Anforderungen genügen, die viele aus demselben Grund nicht erfüllen könnten. (Vgl. BdW op. cit.)
b) Die Folgen zeigten sich in Russland, das 2011 den "ewigen Sommer" einführte, bald in Form schlafmangelbedingt gehäuft auftretender Erkrankungen wie Depressionen bis hin zu Suiziden, sodass die dortige Politik inzwischen an eine Rückkehr zur Normalzeit (evtl. ganzjährig) denkt. (Vgl. faz.net>Gesellschaft v. 24. 9. 2013.)
3. Der von Befürwortern ganzjähriger MESZ oft angeführte Freizeitgewinn wegen vermeintlicher "längerer Helligkeit" beruht im Grunde auf früherem Feierabend. Regelungen dafür aber sollten sich auch ohne MESZ finden lassen (etwa bei möglicher flexibler Arbeitszeit).
Über eine Antwort würde ich mich freuen.

Mit freundlichem Gruß

Jörg Kayser