Wieso gibt es keine Gleichstellung zwischen Alkohol und Cannabis?

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Johannes Wagner
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Frage von Miroslaw W. •

Wieso gibt es keine Gleichstellung zwischen Alkohol und Cannabis?

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Sehr geehrter Herr Wiercinski,  

Herzlichen Dank für Ihre Frage. Eine Frage, die ich mir selbst auch schon oft gestellt habe.  

Die deutsche Drogenpolitik wird paradoxerweise durch “Tradition” angetrieben. Ein Feierabendbier oder ein guter Wein zum Essen ist bei den meisten Menschen positiv konnotiert. Dass, laut Studien jeder vierte Mann, der im Alter zwischen 35 und 65 Jahren stirbt, den Folgen seines Alkoholkonsums erliegt, ist scheinbar kein Grund zur Besorgnis. Solange es um Alkohol geht, gibt es kaum einen Zweifel an einem Recht auf Rausch.  

Ganz anders wird jedoch mit Cannabis ins Gericht gegangen. Obwohl die Prohibitionspolitik der letzten Jahrzehnte grandios gescheitert ist, gab es zur Legalisierung so viel Gegenwind, wie zu kaum einem anderen Gesetz. Dabei möchte ich die Folgen von Cannabis keinesfalls verharmlosen. Wie bei jeder psychoaktiven Substanz, kann der Konsum von Cannabis, insbesondere bei häufigem und übermäßigem Konsum, die Gesundheit schädigen. Momentan werden die möglichen Gefahren von Cannabis durch den Schwarzmarkt verschärft. Wie bei Alkohol und Nikotin, sind die gesundheitlichen Risiken des Cannabisgebrauchs abhängig davon, auf welche Weise und in welcher Frequenz Cannabis genutzt wird. Riskanter (also hochfrequenter) Konsum von Cannabis kann abhängig machen. Die Gefahr der Abhängigkeitsentwicklung ist jedoch geringer als bei Alkohol. Je jünger das Gehirn ist, auf das Cannabis einwirkt, desto größer sind die Risiken. 

Alkohol und Cannabis sind demnach beides gefährliche Suchtmittel, die eine wohl überlegte Handhabung durch den Einzelnen und durch die Gesellschaft brauchen. Es gibt sogar Studien die zu dem Schluss kommen, dass Alkohol sogar gefährlicher ist. 

Die Diskussion einer Gleichstellung von Cannabis und Alkohol kocht vor allem bei dem Aspekt der Grenzwerte für das Autofahren hoch. Die Fahrerlaubnisverordnung wird geändert werden, vor allem dahingehend, dass der Konsum von Cannabis pauschal zur Anordnung einer MPU führen kann. Die allgemeinen Voraussetzungen zur Fahreignung werden für Cannabiskonsum denen für Alkoholkonsum angeglichen. Nicht geeignet für die Fahrerlaubnis ist sowohl bei Alkohol als auch bei Cannabis, wer konsumiert und am Straßenverkehr teilnimmt, oder wenn eine medizinisch bestätigte Abhängigkeit vorliegt. 

Fazit: Cannabis ist auch nach der Legalisierung viel stärker reglementiert als Alkohol und das ist auch gut so. Aber ich würde mir auch ein strengeres Vorgehen bei Alkohol, wie beispielsweise ein Werbeverbot, wünschen. 

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