Frage an Maike Schaefer bezüglich Kultur

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Maike Schaefer
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Oliver B. •

Frage an Maike Schaefer von Oliver B. bezüglich Kultur

Hallo,
meine Frage: Wie wollt Ihr die Bremer Kulturpolitik endlich aus dem Tiefschlaf und ins 21. Jahrhundert holen? Sollte das Thema nicht zum Wirtschaftssenator oder zur Stadtentwicklung wandern? Oder zur Bildungssenatorin? Und welche Impulse und Neuerungen würdet Ihr dann umsetzen?

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Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr B.,

Bremen hat eine lebendige und bunte Kulturszene: vielfältige Museen, großartige Orchester, Galerien, große und kleine Theaterbühnen, Oper, Literatur, Tanz, klassisch und modern, Akrobatik, Clubs, Bands und Festivals, aber auch subkulturelle Initiativen, die unsere Stadt mit kontroversen und lebendigen Impulsen beleben. Kulturelle Bildung und Beteiligung sind wichtig für alle Bremer*innen und für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Kunst hinterfragt, reflektiert, liefert Denkanstöße, inspiriert und macht Spaß! Deswegen werden wir auch weiterhin die vielfältigen und innovativen Kultur­schaffenden in Bremen und Bremerhaven unterstützen und ihnen die entscheidenden Freiräume, aber auch die nötige Planungssicherheit geben. Dabei ist es uns wichtig, dass insbesondere auch Frauen, Migrant*innen und Nachwuchskünstler*innen unterstützt werden.

Für alle Akteure und Projekte, die in der Bremer Kunst- und Kulturszene zuhause sind, wollen wir auch in Zukunft weiter Freiräume und Flächen für die Entfaltung von Kreati­vität bereitstellen. Damit subkulturelle Projekte umgesetzt werden können, müssen wir eine bessere Zusammenarbeit der Senatsressorts und neue (Förder-)Strukturen schaffen. Wir setzen uns für eine bessere finanzielle Unterstützung subkultureller Initiativen durch einen eigenen Haushalts­titel ein, denn viele Kulturschaffende haben kreative und innovative Ideen, die Förderungen brauchen. Sie benötigen keine Kredite, sondern Mikroförderungen, um ihre Ideen dadurch auch kurzfristig realisieren zu können. Künstlerische und kulturelle Existenzgründungen und Start-ups brauchen ebenfalls finanzielle Förderung als zielgenaue Unterstützung, um das Potenzial noch besser nutzen zu können. Für eine junge, moderne Schwerpunktausrichtung braucht es in Zukunft mehr junges Personal in Kultureinrichtungen. Ein Generationsübergang kann unterstützt werden mit der finanziellen Förderung von Übergangszeiten für die Einarbeitung der Nachfolger*innen.
Wer die jungen, gut ausgebildeten Menschen in der Stadt halten will, muss der Stadtgesellschaft Gelegenheit geben, sich zu erforschen, auszuprobieren und zu verstehen. Kunst, Kultur und Subkultur können eine Mittlerin sein, können Entwicklungen vordenken und helfen der Stadt, sich positiv zu entwickeln. Deshalb wollen wir jährlich eine Million Euro in diese nicht institutionelle Kulturarbeit in den Stadtteilen investieren ? in das Entdecken und Entschlüsseln neuer Orte und alter Geschichten. Viele Kinder haben keinen Kontakt zu kulturbezogenen Erlebnisräumen, sofern ih­nen dies nicht im schulischen Kontext angeboten wird. Wir wollen Schulen dabei unterstützen, Projekte mit kulturellen Einrichtungen durchzuführen. Museums-, Theater-, Musik- oder z. B. Tanzprojekte stärken die Kreativität und Selbstsicherheit der Kinder, erweitern ihre Horizonte und ermöglichen ein gemeinsames Erleben im erweiterten schulischen Kontext. Die Kooperationen von Schulen mit Kulturschaffenden und -einrichtungen unterstützen wir sehr. Hier gibt es die bereits bestehende hervor­ragende Arbeit der Theaterpädagogik und der Kunstvermittlung. Diese wollen wir finanziell besser ausstatten. Entscheidend ist hierbei ein fester Haushaltstitel für Kinder- und Jugendkultur. Außerdem werden wir den Ausbau von Kita- und Schulpatenschaften mit Museen und Theatern intensivieren.

Kunst und Kultur haben außerdem entscheidende Bedeutung im Rahmen des lebenslangen Lernens. Daher wollen wir die Kunst für noch mehr Bremer*innen erlebbar machen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildungshintergrund oder Herkunft. Entscheidend sind hier Bildungsprojekte, Patenschaften, Kooperationen und barrierefreie Kulturangebote für alle und mit allen. So schwebt uns zum Beispiel vor, das Bremen zur Modellstadt für inklusive Kultur wird. Da­für müssen wir die Barrierefreiheit im Kulturbereich evaluieren, Hürden abbauen und barrierefreie Angebote unterstützen.

Gerade in der aktuellen politischen Lage müssen wir vehement für die kulturelle Vielfalt und die Freiheit von Kunst und Kultur eintreten, weiter eine lebendige Bremer Erinnerungskultur gestalten und interkulturelle Angebote ausbauen. Sie sind eine Voraussetzung und eine Bereicherung für unsere offene Gesellschaft. Kunst und Kultur sind auch Mittlerinnen zwischen den Kulturen, des­wegen soll insbesondere der Zugang von Migrant*innen zu Kultureinrichtungen und Projekten erleichtert und die kulturelle Teilhabe gefördert werden.

Wir glauben, dass all diese Ideen am besten durch ein eigenständiges Kulturressort umgesetzt und unterstützt werden können. Die Eingliederung in ein bestehendes Ressort, das mit bestehenden Themen schon mehr als genug Baustellen zu bearbeiten hat, nimmt der Kulturpolitik ihre exponierte Rolle. Diese hat sie schließlich sehr bewusst und zu Recht erhalten!

Ich hoffe dies beantwortet Ihre Frage.

Liebe Grüße,
Ihre Maike Schaefer

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