Frage an Markus Kurth bezüglich Arbeit und Beschäftigung

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Markus Kurth
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Frage von Stefan C. •

Frage an Markus Kurth von Stefan C. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Ihre Besichtigung des Werkhofs Iserlohn "Möbel und mehr"

Ich bin Tischlermeister, seit 5 Jahren selbständig mit meinem Betrieb Möbelmanufaktur Claus in Lüdenscheid und restauriere schwerpunktmäßig (antike) Möbel. Ich bilde ab August einen Lehrling aus.
Neuerdings bekomme ich starke Konkurrenz von den sog. Werkhöfen, zu deren Kunden ja " Leute aus allen Schichten gehören " und wo 60 1-Euro Jobber in 2 Schichten Möbel restaurieren und so manches Designer Stück hergestellt wird
( Zeitungsartikel Lüdenscheider Nachrichten 2. Juni 2007)
Wie kann mein Betrieb neben all diesen Werkhöfen ( Iserlohn, Halver., Hagen..) weiterhin überleben? Ich bekomme keine staatl. Subventionen, bin Pflichtmitglied in der Handwerksk., Innung und Berufsgenossenschaft und bin aus diesen Gründen nicht in der Lage mit den Preisen der Werkhöfe zu konkurrieren.

Mich würde Ihre Meinung dazu interessieren.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Claus,

vielen Dank für Ihre Anfrage und das damit verbundene Vertrauen. Sie schreiben, dass Sie als selbständiger Tischlermeister schwerpunktmäßig antike Möbel restaurieren und einen Lehrling ab August ausbilden wollen.

Ich finde ihr Engagement als Ausbildungsbetrieb sehr anerkennenswert. Ihrer Anfrage entnehme ich, dass Sie in letzter Zeit sehr starke Konkurrenz von sog. Werkhöfen bekommen, die gebrauchte Möbel aufpolieren. So sehr ich Verständnis für Ihre Situation als im Wettbewerb stehendes Unternehmen habe, bitte ich doch zu bedenken, dass es sich hier um ein soziales Projekt handelt. Hier werden Jugendliche, die schwer vermittelbar sind und keine oder nur sehr geringe Chancen auf dem normalen Ausbildungsmarkt haben, überhaupt erst einmal ausbildungsfähig gemacht, damit Betriebe wie Sie sie anschließend ausbilden können. Sofern in Beschäftigungsprojekten selbst ausgebildet wird, handelt es sich um Jugendliche, die auf dem regulären Ausbildungsmarkt keine Chance haben. Es werden nach meinen Informationen auch keine antiken, sondern gebrauchte Möbel aufgepeppt. D.h. die Werkhöfe richten sich an eine andere Kundschaft als Sie. Für mich ist ohne weiteres nicht nachvollziehbar, dass Ihnen durch dieses soziale Projekt Kunden aus den höheren Einkommensschichten in relevanter Größe streitig gemacht werden, wobei ich dies im Einzelfall nicht ausschließen kann.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich derartige soziale Projekte auch weiterhin für sehr unterstützenswert halte. Natürlich muss bei der Vergabe von 1-Euro-Jobs und anderer öffentlicher Beschäftigungsformen die Balance zur örtlichen Wirtschaft eingehalten werden. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, ist im Gesetz vorgesehen, dass diese Jobs "zusätzlich" und "im öffentlichen Interesse" sein müssen. Ziel von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist, möglichst viele schwer vermittelbare langzeitarbeitslose Jugendliche weiter zu qualifizieren und in Ausbildung zu bringen. Sofern diese gesellschaftliche Leistung nicht von der örtlichen Wirtschaft erbracht werden kann, müssen Institutionen wie der Werkhof in Iserlohn diese im öffentlichen Interesse liegende Leistung erbringen.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Kurth, MdB

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