Frage an Martina Michels bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Martina Michels
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DIE LINKE
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Frage von Christoph M. •

Frage an Martina Michels von Christoph M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Umweltschutz muss sich für alle lohnen. Deshalb schlage ich das Astrail-Konzept vor. Dieses besteht aus einem automatischen bidirektionalen Stromhandelssystem für alle (ASTROHS) und aus autobahnähnlichem Individualverkehr auf der Schiene (Railtaxi). ASTROHS bildet die Strompreise in Echtzeit aufgrund des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage, die beide über den Strompreis im Gleichgewicht gehalten werden. Resultat: Neue Stromkessel wird man nur noch in stromproduzierender Version installieren. In Summe ist deren Leistung so hoch, dass man damit jede realistische Bedarfs- und Lieferschwankung problemlos beherrschen kann. Sonnen- und Windstrom machen damit also auch ohne teure Hausakkus keine Probleme. Zusammen mit einem Wertreaktionsmodul (WRM) werden dann nur die Anlagen laufen, die sich rentieren; also auch mit der Abwärme was Sinnvolles anfangen können. ASTROHS sorgt systembedingt für die Nutzung der jeweils saubersten grade verfügbaren Energieformen.
Das Railtaxi erlaubt aufgrund seiner vielen Systemzugänge Straßenfahrzeuge mit nur sehr kleinem und damit erschwinglichen Akku. Denn lange Strecken lassen sich per Railtaxi bewältigen. Für die übrigen Kurzstrecken genügen kleine Akkus.

(ASTROHS + Railtaxi = Astrail.)

Weil es viel zu tun gäbe und sehr viele Menschen mitmachen würden, ist damit zu rechnen, dass das Astrailkonzept einen kräftigen Konjunkturmotor darstellt.

Wollen Sie in dieser Richtung etwas unternehmen? Wenn ja, was? Falls Sie das Astrail-Konzept ablehnen: Mit welchen Alternativmethoden wollen Sie mit weniger Aufwand mehr erreichen?

Mit freundlichen Grüßen
C. M.

Martina Michels
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr M.,

solange sich Kohle-Dreckschleudern, Massentierhaltung und der Transport von Waren über viele tausend Kilometer lohnen, wird damit auch Profit gemacht.
DIE LINKE. will das ändern und setzt stattdessen auf einen sozial-ökologischen Umbau, der demokratisch gestaltet wird. Davon profitieren Menschen und Natur – und nicht nur die Energiekonzerne. Wir wollen einen schnellen, sozial abgefederten Ausstieg aus fossilen Energien, das heißt auch, das Ende jeder EU-Förderung für diese Energien und mit ihnen verbundene Technologien und Infrastrukturen. Förderung sollen der Ausbau nachhaltiger Nutzung erneuerbarer Energien erhalten.
Marktbasierte Steuerungsinstrumente haben bisher nicht funktioniert: Der Emissionshandel als ein zentrales Klimaschutzinstrument hat versagt. Über ihn wurden Unternehmen CO2-Zertifikate kostenlos zur Verfügung gestellt und doch legen sie den Marktwert der Emissionsgutschriften auf den Strompreis um – und streichen Milliardengewinne ein. Stattdessen sind verbindliche EU-Vorgaben erforderlich, etwa nationale Abschaltpläne für Kohlekraftwerke und staatliche Strompreisaufsichten, die in allen Mitgliedstaaten der EU die Entwicklung der Strompreise kontrollieren. Deutschland kann hier seine europäische Verantwortung wahrnehmen, indem es zunächst die 20 ältesten Braunkohlemeiler über 100 MW Leistung bis 2020 stilllegt und die verbleibenden Kohlekraftwerke drosselt. Ziel ist zugleich die Verringerung von Energiebedarf, unter anderem durch gesetzliche Vorgaben für Elektrogeräte, energetische Modernisierung von Gebäuden und strikte Umweltauflagen für Neubauten, Verringerung von Verkehrsaufkommen, insbesondere im Individualverkehr - auch durch die Bereitstellung Dienstleistungen des täglichen Bedarfs in Wohnortnähe. Wir wollen einen universellen, bezahlbaren und letztlich für die Nutzer*innen kostenlosen ÖPNV. Klimaschutz kostet Geld, darf aber nicht auf Kosten sozial Schwachen geschehen. Daher müssen alle Maßnahmen so ausgestaltet werden, dass die die soziale Spaltung nicht weiter verstärken. Insbesondere dürfen sie nicht die Mietenexplosion weiter anheizen, die in vielen europäischen Metropolen bereits im Gange ist.
Mit den Europäischen Struktur- und Investitionsfonds haben wir wichtige Instrumente, den sozial-ökologischen Wandel auch konkret vor Ort zu fördern. Dazu ist eine entsprechende klare politische Prioritätensetzung erforderlich, für die ich mich in der vergangen Legislaturperiode in meiner parlamentarischen Arbeit eingesetzt habe und auch künftig einsetzen werde.

Mit freundlichen Grüßen
Martina Michels

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