Frage an Michael Grosse-Brömer bezüglich Umwelt

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Michael Grosse-Brömer
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Frage von Juergen W. •

Frage an Michael Grosse-Brömer von Juergen W. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Grosse-Brömer,

danke für Ihre zeitnahe Antwort, die ich jedoch nicht nachvollziehen kann.

Zur "sehr akuten Krankheitsgefährdung" (Rainer Kaminski) durch die welweit (!!) höchste Anzahl von Leukämiefällen und den bisher ungeklärten Vorfall am 12.09.1986 haben Sie nichts gesagt.
http://www1.ndr.de/nachrichten/nds2904.html

Warum nicht?

Auf Grund der "sehr akuten Krankheitsgefährdung" (Rainer Kaminski) darf das AKW Krümmel, nach meiner Auffassung, erst dann wieder ans Netz, wenn die Ursache für die am 12.09.1986 aufgezeichnete radioaktive Strahlung geklärt ist.

Wie stehen Sie dazu?

Sie schreiben:
"..unsere sicheren Kernkraftwerke vorzeitig vom Netz zu nehmen.."

Gilt das auch für das AKW Krümmel, in dessem Umkreis Kinder an Leukämie sterben?
Wie können Sie das AKW Krümmel als sicher beurteilen, wenn die dokumentierte radioaktive Strahlung vom 12.09.1986 bis heute nicht geklärt ist?

Für mich sind AKW`s absolut nicht sicher und Frau Meißner (FDP) hat öffentlich gesagt, das in Bezug auf den Vorfall am 12.09.1986 etwas vertuscht werden soll.

Sie schreiben:
" Ziel muss es sein, die Wettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien möglichst schnell zu erreichen."

Nach meiner Auffassung wären die erneuerbaren Enegien längst wettbewerbsfähig, wenn nicht der Steuerzahler die Risiken der Atomkraft auf Grund des Atomgesetzes übernehmen müsste (siehe Begrenzung der Haftung, Entsorgungskosten, keine Insolvenzsicherung der Rücklagen, usw.) und die Versorgungsunternehmen nur die Profite machen!

Sie schreiben:
"..231 Mio. Euro in die nukleare Sicherheits- und Endlagerforschung investieren."

Ich hoffe, das sie davon 1 Mio Euro abzweigen können, um die Ursache der weltweit höchsten Anzahl von Leukämiefällen in der Elbmarsch aufklären zu können, sowie uns Bürgern die erhöhte Strahlung vom 12.09.1986 zu erklären, ohne etwas zu vertuschen.

Das sind Sie uns Bürgern in den Wahlkreisen 36 und 37 schuldig, da unser Gesundheitsschutz (Art. 20a GG) einen Verfassungsrang hat.

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Wörmer

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Sehr geehrter Herr Wörmer,

vielen Dank für Ihre Nachfrage zu dem "Vorkommnis" von 1986 im Kernkraftwerk Krümmel (KKK) und damit zusammenhängend mit den Fragen bezüglich des Kinder-Leukämie-Clusters Elbmarsch. Zuerst einmal möchte ich eines klarstellen: Weder kann und werde ich persönlich für irgendetwas "1 Mio Euro abzweigen" noch vertusche ich irgendetwas. Ich möchte Sie bitten, in Ihren Fragen, so berechtigt diese sein mögen, eine gewisse Höflichkeit und Fairness nicht außer Acht zu lassen.

Auch gilt es einleitend festzuhalten, dass sich das KKK in Schleswig-Holstein befindet, weswegen auch Schleswig-Holstein die zuständige Aufsichts- und Kontrollbehörde für das KKK ist. Dennoch haben sich neben der Aufsichtsbehörde sowie dem Bundesamt für Strahlenschutz und der zuständigen Wasserbehörde seit 1990 zahlreiche Arbeitsgruppen den Vorfall von 1986 untersucht und in zahlreichen Studien und Untersuchungen versucht, die Hintergründe aufzudecken und die Ursache für die erhöhte Leukämierate in der Elbmarsch herauszufinden. Diese Untersuchungen sind sowohl von den betroffenen Bundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen als auch durch die „Bürgerinitiative Leukämie in der Elbmarsch“ (BI Elbmarsch) und die Ärzteorganisation IPPNW in Auftrag gegeben worden, so dass eine "politischen Vertuschung", die Sie unterstellen, ausgeschlossen werden kann.

Ich halte mich an die Fakten: 2004 wurden die verschiedenen Abschlussberichte vorgelegt, die alle das Kernkraftwerk Krümmel (KKK) als möglichen Verursacher nicht nachweisen konnten. Als weiterer möglicher Verursacher ist daher die dem KKK benachbarte "Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt" (GKSS) in Betracht gezogen worden. Doch hier sind die Untersuchungen schwierig, da sich Zeugenaussagen und Untersuchungen oft widersprechen. Die Untersuchungsergebnisse von Vladislav Mironov (Internationale Sacharow-Umwelt-Universität in Minsk) im Auftrag der BI Elbmarsch wurden anlässlich der Anhörung vor dem Niedersächsischen Landtag mitgeteilt und schließen natürliche Ursachen aus. Ihren Ergebnissen wiederum stehen die Ergebnisse der Untersuchungen am Mineralogischen Institut in Frankfurt gegenüber, ebenfalls von der BI Elbmarsch beauftragt. Diese Untersuchungen haben keinerlei Hinweise auf einen nuklearen Störfall ergeben, wurden aber von der BI nicht veröffentlicht.

Mit Ihnen zusammen hätte ich gerne eine absolut gesicherte Erkenntnis über die Ursachen der Leukämiefälle in der Elbmarsch. Momentanes Fazit ist aber, dass zahlreiche Wissenschaftler, Vertreter der Politik und der Aufsichtsbehörden die Unfall-Theorie für abwegig und widerlegt halten. Auch Wilfried Voigt (Die Grünen), zuständiger Staatssekretär unter der bis 2005 amtierenden rot-grünen Landesregierung Schleswig-Holsteins, hat laut eigener Aussage das betreffende Gelände persönlich gründlich inspiziert und ist zu der Überzeugung gelangt, dass dort kein Unfall stattgefunden habe. Dennoch werden die Länderregierungen Schleswig-Holsteins als Aufsichtsbehörde und Niedersachsens als betroffener Anrainer weitere Untersuchungen unternehmen, um die Hintergründe über die Vorfälle vom Herbst 1986 zu untersuchen und die Ursachen für den Leukämie-Cluster in der Elbmarsch herauszufinden. Dieses Vorgehen halte ich für richtig und notwendig.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Grosse-Brömer

P.S. Für noch weitergehende Informationen steht Ihnen vielleicht meine Kollegin Monika Griefahn (SPD), die als niedersächsische Umweltministerin von 1990 bis 1998 mit den Einzelheiten noch besser vertraut sein dürfte, zur Verfügung.

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