Frage an Monika Lazar bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Monika Lazar
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Martin L. •

Frage an Monika Lazar von Martin L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Bundestagsabgeordnete,

in einem Interview im Deutschlandfunk, am 22.02.2008, ließen Sie kürzlich unwidersprochen im Raume stehen, Sie seien eine Expertin für Rechtsradikalismus.

So ich das richtig verstanden habe, hier meine Frage; was macht eine grüne Bäckerin zum Experten für das Rechte im Lande?
Ich meine, hier gibt es schon so Viele: Frau Pau, Herrn Dahler, Zackenfels, Frau Roth. Alle drängeln sich auf den besten Plätzen beim Kampf gegen die Rechte. Wie wird man denn so leicht ein Experte dafür?
Danke für Ihre Antwort im Voraus und freundliche Grüße

Martin Loesch

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Loesch,

Sie werfen eine sehr interessante Frage auf: Was macht einen Menschen zum Experten bzw. zur Expertin? Ich glaube nicht, dass dafür in jedem Fall nur die Ausbildung ausschlaggebend ist. Übrigens habe ich neben meiner Bäckerlehre auch ein Betriebswirtschafts-Studium abgeschlossen. Beide Berufsausbildungen qualifizieren natürlich nicht für das Themenfeld Rechtsextremismus. Meiner Ansicht nach gibt es gar keine Ausbildungs- oder Studienrichtung, die dies tut.

Zur "Expertin" für das Thema wurde ich, indem ich mich jahrelang intensiv und vielseitig damit befasst habe. Dazu gehören das Studium von Fachliteratur, das Gespräch mit vielen verschiedenen Menschen im ganzen Land, unter anderem Opfern rechtsextremer Gewalt und Nazi-Aussteigern oder auch die Zusammenarbeit mit vielen Initiativen und Behörden, die mit Rechtsextremismus viel zu tun haben. Auch auf Demonstrationen, die ich häufig besuche, lernt man viel über die rechtsextreme Szene. Hauptsächlich hat sich das Thema durch die direkte Konfrontation mit dem Rechtsextremismus besonders in Sachsen seit Anfang der 90er Jahre aufgedrängt. Wenn man dem Anwachsen rechter Umtriebe nicht zusehen wollte, wurde man aktiv und hat sich eingemischt. Auch kann man zur Aktivistin werden.

Ihre Sichtweise, es ginge dabei um ein "Drängeln nach den besten Plätzen", kann ich gar nicht nachvollziehen. Es ist sicher kein besonders attraktives Thema, eher ein trauriges. Ob mich die Medien nun als "Expertin" oder sonstwie bezeichnen, ist für mich absolut zweitrangig, außerdem ist es von mir nicht beeinflussbar. Um die öffentliche Wahrnehmung meiner Person geht es mir hierbei nicht. Wichtig ist mir, dass das Thema Rechtsextremismus in der Gesellschaft wahrgenommen und diskutiert wird. Wenn ich dazu beitragen kann, ist es gut.

Mit freundlichen Grüßen
Monika Lazar