Frage an Paula Piechotta bezüglich Soziale Sicherung

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Paula Piechotta
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Frage von Herbert T. •

Frage an Paula Piechotta von Herbert T. bezüglich Soziale Sicherung

Das Altenburger Land ist sehr ländlich geprägt, wie wollen Sie die Ärzteversorgung auf dem Land gewährleisten?

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Sehr geehrter Herr Taubert,

vielen Dank für Ihre Frage. Viele Menschen haben Angst, dass es bald nicht mehr genügend Ärztinnen und Ärzte vor Ort geben wird. Unsere medizinische Versorgung der Zukunft müssen wir aber breiter sichern: Wir brauchen nicht nur mehr Medizinerinnen und Mediziner, sondern auch gut ausgebildete und fair bezahlte Pflegende und die Angehörigen anderer medizinischer Ausbildungsberufe sowie qualitätsorientierte, leistungsfähige Kliniken.

Im Vergleich zu Landkreisen wie Schmalkalden-Meiningen oder Hildburghausen, aber auch einer großen Stadt wie Gera steht das Altenburger Land heute vergleichsweise gut da: Hier fehlen aktuell nur sechs Hausarztpraxen und dreieinhalb Fachärztinnen oder Fachärzte:
http://www.arzt-in-thueringen.de/index.php/altenburger-land.html

Aber natürlich muss sich auch unsere Region fragen, wie sie auch in Zukunft noch MedizinerInnen gewinnen kann: Als Ärztin, die bis vor kurzem noch selbst studiert hat, habe ich viele Entscheidungen für oder gegen Allgemeinmedizin, für oder gegen eine Niederlassung im ländlichen Raum von frisch ausgebildeten ÄrztInnen nach dem Studium aus nächster Nähe erlebt: Schon heute wollen viele junge ÄrztInnen nach dem Studium AllgemeinmedizinerInnen werden. Leider bekommt ein bedeutender Teil von ihnen in Thüringen keinen Weiterbildungsplatz zum Facharzt bzw. zur Fachärztin für Allgemeinmedizin und muss stattdessen auf eine Fachrichtung wie Anästhesie ausweichen. Diese Fehlentwicklung müssen wir in Thüringen schnellstens beheben. Es ist jetzt das wichtigste, dass wir genügend Weiterbildungsplätze für Allgemeinmedizin schaffen, in denen eine strukturierte Weiterbildung Allgemeinmedizin von Anfang bis Ende möglich ist. Von der aktuellen Landesregierung in Erfurt werden meist jedoch nur finanzielle Anreize für ÄrztInnen im ländlichen Raum diskutiert, in Form von Stipendien und Niederlassungs-Prämien. Dies greift aber zu kurz, denn es erhöht nicht die Zahl der Weiterbildungsplätze, vielmehr kommt es einfach denen zugute, die ohnehin schon einen Weiterbildungsplatz gefunden haben. Zusätzliche Landärztinnen und -ärzte werden damit nicht gewonnen.

Neben der Frage der ärztlichen Versorgung wird es aber genauso wichtig sein, innovative neue Versorgungsformen der Arztpraxis ergänzend zur Seite zu stellen: Wir brauchen mehr Gemeindeschwestern und -pfleger, die sehr gut ausgebildet sind und anständig bezahlt werden und wir müssen Patienten-Shuttlebusse im ländlichen Raum für die Fahrt zur nächsten Praxis erproben. Mobile Arztpraxen haben sich in Modellversuchen hingegen nicht bewährt.

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