Frage an Stephan Thomae bezüglich Gesundheit

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Stephan Thomae
FDP
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Frage von Dr.Werner H. •

Frage an Stephan Thomae von Dr.Werner H. bezüglich Gesundheit

Wie sehen Sie die Zukunft der Selbstverwaltung in der ambulanten Medizin bzw die Postition des Hausarztes im Gesundheitssystem und wie wollen Sie die medizinische Versorgung der Bevölkerung angesichts schwindender Einnahmen und steigender Kost sichern

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FDP

Sehr geehrter Herr Dr. Hofstetter, 

zunächst vielen Dank für Ihre Frage und Ihr Interesse an der Position der FDP zur Gesundheitspolitik. 

Ihre Frage lautete: 
„Wie sehen Sie die Zukunft der Selbstverwaltung in der ambulanten Medizin bzw. die Position des Hausarztes im Gesundheitssystem und wie wollen Sie die medizinische Versorgung der Bevölkerung angesichts schwindender Einnahmen und steigender Kosten sichern?“ Die FDP hat sich mit dem Thema Gesundheitsreform insbesondere auf ihrem Parteitag in Dresden 2004 intensiv auseinandergesetzt und dort ein Reformmodell verabschiedet, das Sie auf meiner Kandidatenhomepage (www.thomae.fdp-kempten.de) finden können. Eine mit 10 DIN-A-4-Seiten Umfang etwas ausführlichere, aber immer noch gut lesbare Zusammenfassung des liberalen Konzeptes finden Sie ebenfalls auf dieser Homepage. Außerdem finden Sie dort auf 4 Seiten eine Synopse zum Vergleich der verschiedenen Reformvorschläge von SPD/Grüne, CDU/CSU und FDP.  Zu Ihren Fragen im Einzelnen: 
1.      Stellung der Hausärzte Das bestehende System birgt aus Sicht der FDP die Gefahr einer Verstaatlichung des Gesundheitswesens und berücksichtigt die Interessen der Leistungsträger zu wenig. Staatliche Regulierung gefährdet die Freiberuflichkeit der niedergelassenen Ärzte und droht die notwendige Vielfalt und den Wettbewerb im Gesundheitswesen auszuhöhlen. Insbesondere der Hausarzt ist nicht einfach Leistungsträger eines Wirtschaftssektors, sondern er ist Vertrauensperson für den Patienten, kennt oft die biographischen Hintergründe bis hin zu Lebensgewohnheiten, Risikofaktoren und Vorerkrankungen genauestens und kann meist zielgenau untersuchen und an Fachärzte überweisen. Dem Hausarzt kommt eine Schlüsselstellung in der Versorgung zu. Der Erhalt des freiberuflichen Hausarztes ist im Interesse der Patienten ein wesentliches Ziel einer liberalen Gesundheitsreform. 
2. Selbstverwaltung  Die Selbstverwaltung im Kostenwesen ist für die FDP kein Glaubenssatz. Wir vertreten die Ansicht, daß jeder Patient vom Arzt eine Rechnung erhalten sollte. Dies würde auf der einen Seite mehr Transparenz bedeuten. Auf der anderen Seite müßte aber auch das Geld nicht mehr durch die Selbstverwaltung in Form der Kassenärztlichen Vereinigungen verteilt werden. Die Verteilungskämpfe zwischen Fachärzten und Hausärzte würden entfallen. Die Kassenärztlichen Vereinigungen würden zu ärztlichen Interessensvertretungen im Honorarwesen. 
3. Sicherung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung in Zukunft  Die Gesetzliche Krankenversicherung hält die FDP aufgrund des demographischen Wandels für nicht zukunftssicher. Die gravierenden Nachteile und die Grenzen des Umlageverfahrens sind bereits jetzt deutlich erkennbar. Das Modell der FDP sieht mittelfristig eine Umwandlung der Gesetzlichen Krankenkassen nach dem Vorbild der Privaten Krankenversicherungen zugunsten eines kapitalgedeckten Systems vor. Die Gesetzlichen Kassen müssen die Beiträge einkommensunabhängig nach versicherungsmathematischen Grundsätzen ermitteln und ebenso wie die Privaten Versicherer Altersrückstellungen vornehmen, um aus den Versicherungsbeiträgen und dem dann vorhandenen Kapital ihre Leistungen erbringen zu können. Pflicht zur Versicherung und Kontraktionszwang müssen einander spiegelbildlich gegenüberstehen, d. h. jeder Bürger ist verpflichtet, eine Krankenversicherung zur Absicherung einer Grundversicherung abzuschließen, die Krankenversicherer dürfen niemanden ablehnen. Der Patient entscheidet selber, was er über die Grundabsicherung hinaus noch versichern will. Dies setzt natürlich eine steuerliche Entlastung voraus, damit der Einzelne auch über die Mittel verfügt sich zu versichern. Der Grundgedanke, der hinter diesem Konzept steht, ist die Überlegung, was solidarisch abgesichert werden muß und was man in die Eigenverantwortung des Einzelnen legen kann. Es ist nicht einzusehen, weshalb man den Menschen zutraut, in unserer hochkomplizierten modernen Welt komplexeste Entscheidungen selbst zu treffen, die Konfrontation mit der Frage, wie lange man auf seine neue Brille sparen muß, aber als unzumutbar empfindet. Bei einem Wechsel der Krankenversicherung muß der Versicherte seine Altersrückstellungen mitübertragen können wie ein Kontoguthaben beim Wechsel der Bank. Staat des undurchsichtigen Sachleistungsprinzips der GKV muß auf das Erstattungsprinzip der PKV umgestellt werden, um Transparenz im Gesundheitswesen zu gewährleisten: Der Patient erhält von seinem Arzt eine Rechnung, die er zu begleichen und alsdann Kostenerstattung seiner Versicherung zu beantragen hat. Der Patient ist somit bereits die erste Instanz zur Kontrolle der Arztrechnung. Die soziale Komponente ist über das Steuersystem zu gewährleisten: wer aufgrund seines geringen Einkommens nicht einmal in der Lage ist, seine Versicherungsbeiträge zur Abdeckung einer medizinischen Grundversorgung auf dem Niveau des heutigen gesetzlichen Leistungskataloges aufzubringen, hat Anspruch auf Beitragszahlung aus Steuermitteln.  Ich hoffe, Ihre Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben und erlaube mir zugleich, Sie hiermit persönlich zu einer Wahlveranstaltung mit meinem Onkel Dieter Thomae  am Donnerstag, 1. September 2005, 20.00 h im Kolpingsaal in Kempten, Linggstraße 4zu dem Thema „Bezahlbare Gesundheitspolitik für alle“ einzuladen. Bei dieser Veranstaltung wird es genau um Ihre Fragen gehen. Ich würde mich freuen, Sie dort persönlich begrüßen zu dürfen. Bringen Sie gerne weitere Gäste mit, die sich für das Thema interessieren. Kommen Sie einfach vor oder nach der Veranstaltung auf mich zu. 

Mit freundlichen Grüßen 
Stephan Thomae
FDP-Direktkandidat Bundestagswahlkreis 257 Oberallgäu

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