Frage an Stephan Thomae bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Stephan Thomae
FDP
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Frage von Bernhard S. •

Frage an Stephan Thomae von Bernhard S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Herr Thomae.....

mir ist aufgefallen, daß Ihre Partei im Wahlkampf die CSU auf sehr offensive (und meiner Meinung nach sehr witzige Weise) angeht. Andererseits wird im Fall des Falles eine Koalition nicht ausdrücklich ausgeschlossen.

Ist das nicht ein Widerspruch?

B.Strobl

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Stobl,

vielen Dank für Ihre Frage.

Lassen Sie mich mal - statt einer "offiziellen" Antwort - etwas aus dem Nähkästchen plaudern, da ich als Mitglied des Landesvorstands die Entstehungsgeschichte der Kampagne mitentschieden habe.

Die Entscheidung für diese Kampagne fiel auf einer Landesvorstandssitzung im Herbst 2007. Die CSU hatte ihren "Generationenwechsel" von Stoiber zu Beckstein und Huber vollzogen, wir gingen davon aus, daß die CSU sich wieder erholen würde und die FDP allenfalls damit punkten könnte, sich als bessere Oppositionspartei im Vergleich zu SPD und Grünen zu empfehlen. So waren auch die ersten Slogan- und Plakatvorschläge ausgerichtet. Wir wollten damals deutlich machen, daß wir, anders als SPD und Grüne, keine Fundamentalkritik um der Kritik willen üben. Wir wollten darüberhinaus deutlich machen: im Grunde sind sich Schwarze, Rote und Grüne in einem einig: sie setzen auf die Regulierungsmacht des Staates, und sind alle drei gleichermaßen paternalistisch, etatistisch und obrigkeitsstaatlich. Dagegen wollten wir einen Kontrast setzen: die anderen vertrauen auf den Staat, wir vertrauen auf die Menschen. Die anderen sehen in den Menschen primär den Untertanen, wir primär den Bürger. Das meinten wir mit dem "deutlichsten Kontrast".

Daß sich Beckstein und Huber als so überraschend schwach erweisen würden, hatten wir damals nicht erwartet. Daß jetzt sogar offen darüber spekuliert wird, daß die CSU vielleicht auf einen Regierungspartner angewiesen sein könnte, hat sich erst in den letzten zwei bis drei Monaten so entwickelt. Natürlich haben wir im Landesvorstand diese Entwicklung beobachtet und diskutiert. Wir selbst wollen im Grunde eine solche Diskussion nicht unbedingt, müssen aber natürlich auch eine Antwort darauf parat haben. Eine Änderung der Kampagne halten wir übereinstimmend nicht für erforderlich, denn man kann natürlich auch innerhalb einer Regierungskoalition einen Kontrast darstellen. Man muß auch in einem Bündnis nicht zu allem Ja und Amen sagen, und obwohl es manche Übereinstimmung gibt, haben wir durchaus auch in vielen Punkten abweichende Vorstellungen. Deshalb muß es kein Widerspruch sein zu sagen: Wir sehen die CSU als politischen Gegner und Mitbewerber, können uns aber durchaus vorstellen, mit ihnen eine Regierung einzugehen, um in der bayerischen Politik möglichst viele liberale Positionen einzubringen.

Ich würde mal so sagen: wir sind auf beide Rollen vorbereitet. Warten wir den Wahlabend ab. Dann sind wir alle viel, viel schlauer.

Für weitere Fragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Stephan Thomae

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