Sehr geehrter Herr Czajner,

vielen Dank für Ihre Frage vom 14. Juni 2011.

Ein guter Minister muss kein Wissenschaftler sein, sondern vor allem ein hervorragender Kommunikator und Koordinator sein. Seine Hauptaufgabe besteht nicht in der Formulierung von Gesetzestexten, dafür hat er seine Leute. Er bzw. sie muss vielmehr nach außen dem Ministerium ein Gesicht und politisches Gewicht geben. Die eigentlich Facharbeit wird von seinem Haus geleistet, er muss diese Arbeit aber nach außen vertreten. Das Ministeramt verlangt weniger explizites Fachwissen, als vielmehr hervorragende Kommunikations- und Führungsfähigkeiten. Ein guter Minister muss nicht immer alles wissen, aber er muss sicherstellen können, das er im richtigen Moment über das richtige Wissen verfügt, die richtige Entscheidung trifft und diese richtig kommuniziert. Auch wenn eine gute Physikerin nicht ohne weiteres eine gute Ärztin ist, so kann ein guter Gesundheitsminister doch ein hervorragender Wirtschaftsminister sein.

Unabhängig von der Ressortzuständigkeit werden von Ministerinnen und Ministern weitgehend identische Fähigkeiten erwartet, das heißt, sie müssen über eine hohe Auffassungsgabe, Führungsfähigkeiten, großes politisches Gespür sowie ausgeprägte kommunikative und organisatorische Fähigkeiten verfügen. Politik in einer Demokratie beschränkt sich nicht darauf wissenschaftlich begründbare Positionen zu formulieren, sie muss vor allem auch für das, was sie als richtig erkannt hat werben und Mehrheiten organisieren. Wem dieses in der Gesundheitspolitik erfolgreich gelungen ist, dem wird dies mit großer Wahrscheinlichkeit auch in einem anderen Fachbereich gelingen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Wissing