Frage an Volker Wissing bezüglich Wirtschaft

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Volker Wissing
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Frage an Volker Wissing von Martin S. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Dr. Wissing,

ich schreibe Ihnen privat als Mitarbeiter der Schaeffler Gruppe. Es wird viel aus der „Entfernung“ kommentiert, ebenso in „entfernter“ Kommentar von Ihnen: "Es ist nicht Aufgabe der Bundesregierung, die Geschäftspolitik der Firma Schaeffler zu machen." [Quelle: N24 "Studio Friedman"] Darum geht es überhaupt nicht. Es ist nun allerdings an der Zeit zu überlegen, welche Verhältnisse hier wirklich vorliegen und zu zügigen und professionellen Entscheidungen – auch in der Politik – zu kommen ! Der Unternehmerin Maria Elisabeth Schaeffler werden seit Tagen Verhältnisse und Vorgehensweisen vorgeworfen, die jeglicher Grundlage entbehren. Da Frau Schaeffler eine beispielhafte Unternehmerin mit Leib und Seele ist, mit einem ausgeprägten Vorbildcharakter, gilt es sich hier nun auch aus dem Belegschaftskreis zu Wort zu melden. Es kann nicht mehr akzeptiert werden, dass hier Prinzipien und Einstellungen der Familie Schaeffler in Misskredit gezogen werden, die diese über mehrere Jahrzehnte (vor) gelebt! und bewiesen haben und vorbildliche Beispiele der deutschen Wirtschafts- und Unternehmerlandschaft darstellen und auch bleiben müssen.
Ich bitte Sie eindringlich, sich gründlich+im Detail mit diesem Fall zu beschäftigen. Ich bin mir sicher, dass Sie nach Erfassen der wahren Fakten und Verhältnisse zu dem Schluss kommen werden, dass es hier nicht nur um die Tatsache geht „die Zeche für andere zu bezahlen“, sondern es vielmehr darum geht, Unternehmen zu unterstützen, die Jahrzehnte lang mehr als verantwortlich im Sinne des deutschen Wirtschaftsstandortes aktiv waren und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland permanent über das Eigeninteresse der Eigentümerfamilie gestellt haben. Es muss in Ihrem Interesse als FDP-Finanzpolitiker und MdB liegen, sich nun mit dem Schicksal einer der bedeutendsten+innovativsten Unternehmen aus Deutschland detailiert zu beschäftigen und zu einer angemessenen Äußerung und Entscheidung zu kommen.

Martin Schreiber

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Sehr geehrter Herr Schreiber,

vielen Dank für Ihre Mail vom 21. Februar 2009.

Lassen Sie mich zunächst einmal klarstellen, dass es mir fern liegt, Frau Schäffler als Unternehmerin oder gar als Mensch zu be-, geschweige denn zu verurteilen. Meine Kritik richtet sich einzig und allein dagegen, dass man unternehmerische Entscheidungen staatlich auf Kosten aller Steuerzahler absichert.

Frau Schäffler ist mit der Übernahme der Firma Conti ein großes Risiko eingegangen. Sie hat ihr eigenes Unternehmen dabei in große Gefahr gebracht. Das war ihre Entscheidung, das war ihr Risiko - und es wäre auch ihr Gewinn gewesen, wenn alles gut gegangen wäre. Nun ist die Übernahme aber nicht geglückt, sondern zu einem finanziellen Desaster geworden Jetzt soll der Staat einspringen. Aber wer ist denn der Staat bitte schön?

Sie fordern letztlich die Verkäuferin, den Busfahrer etc. auf, dass sie sich solidarisch mit Frau Schäffler zeigen und einen Teil ihres Lohnes für deren Firma abgeben sollen. Es war nicht der Staat, der Frau Schäffler aufgefordert hat, Conti zu übernehmen; es war ihre unternehmerische Entscheidung. Sie ist das Risiko bewusst eingegangen und hat damit die Existenz ihres Unternehmens aufs Spiel gesetzt.

Der Staat verlangt Bürgerinnen und Bürgern, welche die Solidarität der Gemeinschaft in Anspruch nehmen wollen, sehr viel ab. Er fordert sie unter Umständen auf, sich eine kleinere Wohnung zu suchen, er zwingt sie vorhandenes Vermögen zu verbrauchen und gibt ihnen vor, wie viel ihnen für die Deckung ihres eigenen Bedarfs zur Verfügung steht. Das ist ein für die Betroffenen sehr schmerzvoller und oft als entwürdigend empfundener Weg. Der Preis für Hartz IV ist, dass die Betroffenen massive Eingriffe in ihr Leben hinnehmen müssen, bevor die Solidargemeinschaft bereit ist, sie zu unterstützen. Egal ob Arbeitnehmerin, Arbeitnehmer oder Unternehmerin, sie sind alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes und es müssen für alle die gleichen Maßstäbe gelten.

Wir dürfen nicht vergessen, dass Frau Schäffler Solidarität von Menschen einfordert, die deutlich weniger zum Leben haben als sie. Ich bin sicher, dass Frau Schäffler als gute und wie Sie schreiben "beispielhafte" Unternehmerin einen Weg finden wird, ihr Unternehmen aus der Krise zu führen - auch ohne staatliche Unterstützung.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Wissing, MdB

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