Warum stellen Sie sich gegen einen Nulltarif im ÖPNV, der dauerhaft zu einem anderen Verkehrsverhalten führen könnte? Geht die flexible Nutzung von PKW und ÖPNV wenn Fahrpreise zu hoch sind?
Kleinwagen 100 km = Rückfahrt zu Ziel in 50 km Entfernung), Rheinische Post Oktober 21
9,26 Euro mit Super,
6,55 Euro mit Diesel,
4,74 Euro mit Strom.
Was kostet das im ÖPNV?
VRS-Monatskarten mit Anschlussticktet:
7,8 Euro, VRS 1 Person, zu zweit 15,6 Euro, nur Sa + So
Radevormwald - Köln - & zurück im VRS (Preise Fahrplan 2019):
23,8 Euro für eine Person,
25,9 Euro bei Tagesticket, 1 Person
37,2 Euro bei 5-Personen Tagesticket.
Selbst wenn PKW deutlich teurer werden ist der ÖPNV zu teuer.
Tarife kosten Geld für Automaten, Bürokratie, Fahrzeitverluste beim Bus, Kontrolle, juriistische Ahndung des Schwarzfahrens.
Der Soli brachte 6 Mrd Euro mehr ein als der ÖPNV mit Fahrkarten verdient. Wäre ein ÖPNV-Soli nicht ein für alle tragbarer Weg Nutzungshürden beim ÖPNV abzubauen?
Ich vermute das Zuwächse im Freizeitverkehr höher sein werden als im Berufsverkehr, Busanhänger können pro Fahrt Kapazität um 50% steigern, Züge können oft länger werden. Land Luxemburg hat Nulltarif, war da.
Sehr geehrter Herr S.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage. Ein starker ÖPNV ist ein zentraler Baustein der Daseinsvorsorge und Voraussetzung für gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land. Deswegen hat die Bundesregierung den ÖPNV zu einem Schwerpunktthema dieser Legislaturperiode gemacht. Wir werden die Infrastruktur ausbauen und modernisieren und Rahmenbedingungen für vielfältige Mobilitätsangebote in Stadt und Land weiterentwickeln.
Ein für die Bürgerinnen und Bürger kostenloses ÖPNV-Angebot ist jedoch nicht finanzierbar. Der Bund zahlt heute schon über 13 Mrd. Euro, um ÖPNV zu organisieren. Sollten zukünftig die Einnahmen durch gekaufte Tickets wegfallen, können wir den angestrebten Ausbau und die Optimierung des Angebotes nicht finanzieren. Denn neben der Weiterentwicklung des ÖPNV stehen wir vor weiteren Herausforderungen. Wir können jedoch nicht unbegrenzt Geld ausgeben. Denn das müssen die Bürgerinnen und Bürger ja auch erwirtschaften.
Klar ist: Wir brauchen einen deutlich komfortableren und attraktiveren Nahverkehr. Im Zentrum der Überlegungen müssen die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden stehen. Nur so werden wir langfristig mehr Menschen für den ÖPNV zu begeistern.
Die Einführung des 9-Euro-Tickets bietet uns die Chance zu prüfen, inwieweit der Preis die Einstiegshürde für den ÖPNV ist oder es auf attraktivere Angebote ankommt. Wir werden in den kommenden Monaten wichtige Erkenntnisse gewinnen und können unser ÖPNV-Angebot anschließend entsprechend ausrichten.
Ich habe den Ländern eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe vorgeschlagen, um u.a. über Qualitätskriterien, Mindeststandards und Verbundstrukturen zu beraten. Wir haben vereinbart, dass sie bis zur Verkehrsministerkonferenz im Herbst einen konkreten Maßnahmenkatalog für einen Ausbau- und Modernisierungspakt vorstellt. Danach werden wir über die Finanzierung des Angebots sprechen und zu einer gemeinsamen Lösung kommen.
mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Wissing