Laut neuem RKI-Bericht sind 406 Omikron-Patienten hospitalisiert. 70% sind geimpft (inklusive Booster). 30% sind ungeimpft. Darf man mittlerweile von einer Pandemie der Geimpften sprechen?

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Beate Müller-Gemmeke
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Frage von Christoph G. •

Laut neuem RKI-Bericht sind 406 Omikron-Patienten hospitalisiert. 70% sind geimpft (inklusive Booster). 30% sind ungeimpft. Darf man mittlerweile von einer Pandemie der Geimpften sprechen?

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Sehr geehrter Herr G.,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich antworte Ihnen gerne, auch wenn ich Ihnen mit Blick auf Ihre Frage und Behauptung deutlich widersprechen muss.

Wir haben mittlerweile viele Erfahrungswerte im Hinblick auf Covid-19. Wenn es um den Impfschutz geht, gibt es so viele Daten, dass dieser Impfstoff so gut erforscht ist, wie kaum ein anderer. Denn immerhin wurden inzwischen allein in Deutschland schon mehr als 150 Millionen und weltweit mehr als vier Milliarden Impfdosen verabreicht.

Wir wissen: Impfen ist nicht das Allheilmittel, aber Impfen hilft. Die dritte Booster-Impfung schützt und führt erwiesenermaßen zu deutlich leichteren Krankheitsverläufen. Nach einer gemeinsamen Untersuchung des Verbands DIVI und des Robert-Koch-Instituts sind derzeit rund zwei Drittel aller Patient:innen auf Intensivstationen ungeimpft. Und weitere zehn Prozent verfügen nur über einen unvollständigen Immunschutz. Jetzt sagen Sie vielleicht, dass ein Viertel geimpfter Menschen auf Intensivstationen doch viel sei. Sie suggerieren ja auch, dass die Zahl der hospitalisierten Omikron-Patient:innen mit Grundimmunisierung oder Auffrischungsimpfung im aktuellen wöchentlichen Lagebericht des RKI im Vergleich zu den Omikron-Patient:innen ohne Immunschutz hoch ausfalle. Dem ist aber nicht so. Denn einerseits kann ich Ihre Zahlen in keiner Weise nachvollziehen. Sie stimmen einfach nicht. Andererseits müssen die tatsächlichen Zahlen zur Hospitalisierung immer ins Verhältnis zur hohen Anzahl aller geimpften Menschen in Deutschland insgesamt sowie ebenso die Anzahl der Ungeimpften auf Intensivstationen zur Gesamtanzahl der Ungeimpften gesetzt werden. Das Fazit ist dann: Die Ungeimpften haben ein deutlich höheres Risiko, mit einem schweren Krankheitsverlauf auf einer Intensivstation zu landen. Dementsprechend kommt auch das Robert-Koch-Institut in dem Lagebericht und mit Blick auf die Zahlen aus der Abbildung, die Sie hier ansprechen, bei der Dateninterpretation zur Schlussfolgerung:

„Die in der Abbildung 17 dargestellten Inzidenzen nach Impfstatus belegen die ausgeprägte Wirksamkeit der COVID-19-Impfung in Bezug auf die Verhinderung einer symptomatischen COVID-19-Erkrankung sowie einer mit COVID-19 assoziierten Hospitalisierung. In der geimpften Bevölkerung (mit Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung) lag sowohl die Inzidenz der symptomatischen Fälle als auch die Hospitalisierungsinzidenz in allen dargestellten Altersgruppen und zu jedem Zeitpunkt deutlich unter der jeweiligen Inzidenz der ungeimpften Bevölkerung.“

Impfen schützt also nachweislich die Menschen und hilft, dass unser Gesundheitssystem nicht kollabiert. Und wir sollten jetzt gemeinsam alles dafür tun, um die Menschen auf Grundlage des wissenschaftlichen Erkenntnisstands zu überzeugen und die bestehende Impflücke zu schließen. Dazu gehört auch, Falschbehauptungen aus dem Netz entgegenzutreten.

Mit freundlichen Grüßen
Beate Müller-Gemmeke

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