Frage an Daniel Sieveke bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Daniel Sieveke
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Frage an Daniel Sieveke von Guido F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Sieveke,

in Ihrer Antwort an Herrn Obermeier äußern Sie die Auffassung, die verkündete Erhöhung der Eigenbedarfsgrenze stelle eine verantwortungslose Verharmlosung des Konsums von Drogen dar.

Würden Sie noch weiter gehen und in der freien Verfügbarkeit von Alkohol eine verantwortungslose Verführung zum Drogenkonsum erkennen?

3.3 Mio. Bundesbürger sind abhängig von Alkohol oder konsumieren ihn missbräuchlich, 9,5 Mio. trinken täglich gesundheitsschädliche Mengen und mehr als 73.000 sterben jährlich aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums allein oder in Kombination mit Tabak (vgl. http://tinyurl.com/Alk-DHS ).
393.000 Personen wurden 2008 wegen alkoholbedingter Krankheiten behandelt, 333.000 davon wegen psychischer und Verhaltensstörungen (*). Damit ist Alkohol für insgesamt 60-mal so viele Behandlungsfälle verantwortlich wie der Gebrauch von Cannabis (*).

Ist vor diesem Hintergrund davon auszugehen, dass Sie und Ihre Partei sich zukünftig auch für eine Kriminalisierung von Alkoholkonsumenten einsetzen - oder sehen Sie in Alkohol, trotz zigtausender Todesopfer jährlich, bloß ein harmloses Lebens- und Genussmittel?

Trotz des Verbots ist Cannabis für ca. 40 Prozent der 15-16-Jährigen verfügbar (vgl. http://tinyurl.com/2fupz2e ), und unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland ist der Konsum weiter verbreitet als in den Niederlanden, wo Cannabis bekanntlich für jeden Erwachsenen frei verfügbar ist (vgl. http://tinyurl.com/2atl48x ).

Wird es nicht, gerade mit Blick auf den Jugendschutz, endlich Zeit, den ausschließlich aufgrund des Verbots existierenden unkontrollierten Schwarzmarkt für Cannabis durch ein staatlich reguliertes System zu ersetzen, welches eine Abgabe an Minderjährige effektiv verhindert und Erwachsene nicht kriminalisiert, sondern sie als mündige Bürger anerkennt?

Freundliche Grüße
Guido Friedewald

(* Quelle: "Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000" über www.gbe-bund.de , Stichwortsuche: Alkohol, bzw. Cannabinoide)

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CDU

Sehr geehrter Herr Friedewald,

Sie stellen zunächst die Frage, ob in der freien Verfügbarkeit von Alkohol eine verantwortungslose Verführung zum Drogenkonsum erkennbar ist. Alkoholmissbrauch ist sicherlich sehr weit verbreitet in Deutschland. Alkoholismus ist eine Krankheit. Dieses Problem haben Sie absolut richtig benannt, zudem wird Alkoholmissbrauch in seiner Verbreitung in unserer Gesellschaft weiterhin zu oft „unter den Teppich“ gekehrt. Hier ist ständige Aufklärungsarbeit als Vorsorge weiterhin notwendig. Ein vollständiges Verbot alkoholhaltiger Getränke würde aus meiner Sicht allerdings zu weit führen, da für die große Mehrheit der Bevölkerung ein verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol (sog. risikoarmer Konsum) selbstverständlich ist. Zudem ist beim Genuss kleiner Mengen von Alkohol das Erreichen eines starken Rauschzustandes vermeidbar, beim Konsum von Cannabis ist ein solcher meiner Überzeugung nach stets beabsichtigt.

Meine Antwort bezog sich allerdings auf den Drogenkonsum bei Kindern und Jugendlichen. Hier sehe ich Alkohol und Cannabis durchaus als gleichermaßen gefährlich an, eine Verschärfung des Jugendschutzes bzw. eine bessere Umsetzung auch im Bereich von Alkohol- und Tabakkonsum, würde ich unterstützen. Im Paderborner Karneval habe ich in diesem Jahr die Schirmherrschaft unseres Karnevalsvereins gegen Alkoholkonsum unter Jugendlichen übernommen. http://www.daniel-sieveke.de/mdl/presse/2010-02-01_Kein-Alkohol-an-Jugendliche-Sieveke-%FCbernimmt-Schirmherrschaft.pdf

Ihr Vergleich zwischen den Niederlanden und Deutschland erscheint mir nicht als geeignetes Argument für eine Legalisierung von Cannabis. Falls Sie damit andeuten, dass gerade die Illegalität den Konsum für junge Menschen in gewisser Weise „interessant“ macht, so kann ich Ihre Argumentation zwar logisch nachvollziehen, halte die von Ihnen vermutete Korrelation zwischen Legalität und Konsum unter Jugendlichen aber für unwahrscheinlich bzw. sehr gering. Ich denke, dass soziale Faktoren wie z.B. die familiäre Situation einen deutlich höheren Einfluss auf das Konsumverhalten bei Jugendlichen haben.

Ihre Idee einer Verdrängung des Schwarzmarktes durch Einführung eines staatlich kontrollierten Systems unterstütze ich nicht: Ich halte die Ausgabe von Cannabis lediglich in Form von auf Cannabis basierenden Medikamenten (Schmerzmitteln) auf Rezept oder für wissenschaftliche Zwecke für verantwortungsvoll und akzeptabel, im Rahmen entsprechender Bedarfe wird eine kontrollierte Abgabe den Schwarzmarkt aber sicher nicht verdrängen.

Aufgrund Ihrer offenbar ausführlich recherchierten Ausführungen gehe ich nicht davon aus, Sie mit meiner Antwort von Ihren Positionen abbringen zu können. Ich freue mich jedoch, dass wir offenbar zumindest die ablehnende Haltung zum Cannabis-Konsum bei Minderjährigen teilen.

Mit freundlichen Grüßen,
Daniel Sieveke