Frage an Dietmar Bartsch bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

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Dietmar Bartsch
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Frage von Kanstansin K. •

Frage an Dietmar Bartsch von Kanstansin K. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Bartsch,

bis 2050 soll die Einwohnerzahl südlich der Sahara von 900 Mio. auf 3,8 Mrd. steigen, siehe auch diesen Link:

http://www.handelsblatt.com/politik/international/deutsche-stiftung-weltbevoelkerung-afrikas-bevoelkerung-wird-sich-vervierfachen/8477404.html

Was gedenken denn die europäischen Politiker dagegen zu tun? Kann man den menschen nicht mit Verhütungsmitteln und Aufklärung helfen?

Sonst sehe ich die Gefahr, dass es regelrechte Migrationsströme geben könnte.
Kann es sein, dass der Politik die Dimension noch nicht klar ist?
Alle Millenniumsziele scheinen in weiter ferne, wenn es nicht zu einer Geburtenreduzierung kommt, stimmen Sie dem zu?

Mit freundlichen Grüßen

Kanstansin Kavalenka

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Sehr geehrter Herr Kavalenka,

vielen Dank für Ihre Frage. Geburtenraten verringern sich häufig, wenn der Wohlstand wächst. Das war auch in Deutschland so.

Wer arm ist und die Erfahrung gemacht hat, dass viele Kinder bereits in den ersten Jahren an Unterernährung oder einfachsten Krankheiten sterben und für den eine große Familie die einzige Chance ist im Alter versorgt zu werden, für den wird Kinderreichtum sehr erstrebenswert sein.

Der Ansatz, die Geburtenrate zu reduzieren, damit es in der Folge den Menschen besser geht, greift für die LINKE zu kurz. Aufklärung und das Bereitstellen von Verhütungsmitteln zu fördern ist notwendig, aber die Menschen dort brauchen keine Organisationen aus dem globalen Norden, die ihnen erklären, wie viele Kinder sie doch bitte bekommen sollten.

Wichtiger ist, dass wir unsere gesamte Politik daraufhin überprüfen, ob sie diese Länden in Afrika in ihrem Streben nach Autonomie, Selbstbestimmung und einem besseren Leben unterstützt oder nicht. Insbesondere unsere Wirtschafts- und Handelspolitik, aber auch die Entwicklungspolitik der letzten Jahre hat hier manchmal mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Das Scheitern der Millenniumsziele liegt nicht daran, dass in Afrika zu viele Menschen geboren werden, sondern an dem mangelnden politischen Willen der reichen Nationen der Welt, an der Verteilung des weltweiten Wohlstandes tatsächlich etwas ändern zu wollen.

Freundliche Grüße

Dr. Dietmar Bartsch

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