Frage an Frank Tempel bezüglich Recht

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Frage von Rainer H. •

Frage an Frank Tempel von Rainer H. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Tempel,

in Ihrer Rede im Deutschen Bundestag (232. Sitzung am 22.03.13) äußerten Sie sich darüber, dass der BSSB eine Energiebegrenzung bei Sportwaffen vorgeschlagen hätte.

Diese Aussage entspricht nicht der Wahrheit. Hierzu die Antwort des 1. Landesschützenmeisters:

http://kuhn24.net/BSSB_20130326_stellungnahme_tempel.pdf

Meine Fragen lauten:

Warum haben Sie dem Deutschen Bundestag und dem deutschen Volk hier in aller Öffentlichkeit die Unwahrheit gesagt und was hat Sie dazu veranlasst ?

mit freundlichen Grüßen

Rainer Hellmuth

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Sehr geehrter Herr Rainer Hellmuth,

wie Sie der Erklärung des Bayrischen Sportschützenbundes entnehmen konnten, führte ich im Sommer vergangenen Jahres ein Gespräch mit Vertretern dieses Verbandes. Es handelt sich hierbei um ein Gespräch, das rückwirkend den Beteiligten offensichtlich sehr unterschiedlich in Erinnerung geblieben ist. Ich halte es für sehr befremdlich, wie leichtfertig Sie mit dem Vorwurf der Unwahrheit agieren, ohne auch nur im Geringsten sich mit beiden Seiten auseinandergesetzt zu haben. Ich gehe deshalb davon aus, dass Ihre Enttäuschung eher auf meine Zustimmung zu einem Antrag der Grünen bezüglich des Waffenrechts zurückzuführen ist.
Ich habe folgende Wahrnehmung der Ereignisse:
Neben der Besichtigung der Olympia-Schießanlage in Garching-Hochbrück wurden auch Themen der Sicherheit, der Munition und der korrekten Lagerung von Waffen angesprochen. Es handelte sich hierbei um ein sehr offenes und informatives Gespräch. Weiterhin wurde darüber diskutiert, inwieweit seriöses Sportschießen vom wilden Ballern (es gibt leider auch Schützenvereine, in denen der Sport nur ein Vorwand ist) angemessener gesetzlich abgegrenzt werden kann.
Ganz konkret sprach ich bei der Besichtigung den Vorwurf an, dass auch von Seiten der Schützenverbände immer nur Kritik an Vorschlägen zu mehr Sicherheit kommt – nie aber eigene Vorschläge als Zeichen des guten Willens eingebracht werden. Als Antwort auf genau diesen Vorwurf wurde mir gegenüber die Möglichkeit einer Begrenzung der Geschossenergie genannt. Ich kann mich zudem daran erinnern, dass nicht alle Schützenverbände diesen Vorschlag begrüßen würden, wie mir während der Besichtigung mitgeteilt wurde. Ich muss dazu sagen, dass ich gerade wegen solch technischer Fragen extra nach München gefahren bin, um den Dialog auch über diese Thematik zu führen – da ich mich zwar im Gesetz, weniger aber in der Technik auskenne. Sie können sich sicher sein: Dieser technische Vorschlag hat durchaus Substanz.
Die Idee der Begrenzung der Geschossenergie fand ich sehr interessant, da dies einen höheren Beitrag zu mehr Sicherheit verspricht im Vergleich zum von Bündnis 90 / Die Grünen geforderten pauschalen Verbot von großkalibrigen Waffen. Genau diesen Vorschlag hatten meine Gesprächspartner ja kritisiert. Der Eingriff in die bisherige Ausübung des Sportschießens erscheint mir durch diese Lösung auch deutlich geringer. Deshalb habe ich diese Idee in meiner Rede wiedergegeben. Mit der Erwähnung der Bayerischen Sportschützen wollte ich lediglich für die Zukunft das Signal setzen, dass bessere Vorschläge in Zukunft gemeinsam mit den Sportschützen gesucht werden sollten, denn dass der Antrag der Grünen keine Mehrheit findet, war absehbar. Meine Rede sollte ein Signal der Kooperationsbereitschaft sein, dass ich mir wohl hätte ersparen können.
Offensichtlich besteht bei meinen damaligen Gesprächspartnern eine andere Wahrnehmung über das Gesagte. Über die mangelnde Verbindlichkeit der damaligen Aussagen kann ich nur spekulieren.
Ich kann ihnen folgendes zusagen:
1. Ich werde im Zusammenhang mit dem benannten Vorschlag die bayerischen Sportschützen nicht mehr erwähnen.
2. Auf meiner Homepage wird ein Hinweis erscheinen, dass es zu jenen mündlichen Gesprächen in München offensichtlich zwei völlig verschiedene Erinnerungen gibt, aufgrund dessen die in meiner Rede erwähnte Idee der Begrenzung der Geschossenergie fortan als meine eigene Idee fortgeführt wird (technische Beratung werde ich auch bei Waffengegnern zu finden wissen).
3. Ich werde diese Antwort an die zuständigen Abgeordneten der anderen Parteien zur Kenntnis weiter leiten.
4. Ich werde meine Kooperationsbereitschaft mit den Schützenverbänden überprüfen. Ich habe bei jenem Gespräch leider nur Fakten notiert und konnte nicht wissen, dass ich in diesem Fall genau hätte aufschreiben müssen, wer was gesagt hat. Es ist mir eine Lehre bei der Auswahl meiner Gesprächspartner. Ich weiß nun, wie man mit Befürwortern eines strengeren Waffenrechts umgeht.
5. Ich werde in Zukunft intensiver an Überlegungen zu mehr Sicherheit durch weniger Waffen arbeiten.
Abschließend möchte ich Sie noch einmal ausdrücklich bitten, vorsichtiger mit dem Vorwurf einer Lüge umzugehen, erst recht, wenn Sie an einem Gespräch nicht selbst teilgenommen und sich anschließend nur einseitig informiert haben. Verleumdung ist in meinen Augen ein sehr fragwürdiges Mittel.

Frank Tempel