Warum erhalten Fachkräfte, die sich in Deutschland befinden, keine dauerhaften Aufenthaltstitel?
Sehr geehrter Herr Demir,
seit sieben Jahren beziehe ich jährlich eine Aufenthaltserlaubnis und habe bereits eine qualifizierte Ausbildung in Deutschland absolviert. Seit drei Jahren arbeite ich in Vollzeit, habe jedoch immer noch Schwierigkeiten, einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu erhalten, da mir keine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis gewährt wurde. Als Arbeitnehmer habe ich natürlich nicht immer die Zeit, Beamten in den Ausländerbehörden hinterherzulaufen, um über eine Verlängerung meiner Aufenthaltserlaubnis zu diskutieren. Ein unbefristeter Arbeitsvertrag sollte zumindest dazu führen, dass ich eine längere Aufenthaltserlaubnis erhalte.
Mit freundlichen Grüßen,
H. B.
Sehr geehrter Herr B.,
herzlichen Dank für Ihre Frage.
Ich stimme Ihnen zu, dass Menschen, die dauerhaft Ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, hier auch über ein unbefristetes Aufenthaltsrecht verfügen sollten.
Dies geht natürlich idealerweise über die Einbürgerung, weil nur so eine vollständig gleichberechtigte Teilhabe - auch mit allen demokratischen Rechten - möglich ist.
Selbstverständlich ist aber auch ohne Einbürgerung ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht möglich. Dazu können Sie entweder die Niederlassungserlaubnis oder den Daueraufenthalt EU beantragen. Welche Option in Ihrem Fall sinnvoller ist und ob Sie alle Voraussetzungen erfüllen, besprechen Sie am besten mit Ihrer örtlichen Behörde oder mit einer sogenannten Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE). (hier können Sie die Beratungsangebote in der Nähe Ihres Wohnorts nachschauen: https://bamf-navi.bamf.de/de/Themen/Migrationsberatung/)
Ich setze mich zudem weiter dafür ein, dass man die Niederlassungserlaubnis in allen Fällen nach 3 Jahren beantragen können sollte und dass eine Niederlassungserlaubnis bei Auslandsaufenthalten nicht so schnell erlischt - denn auch internationale Mobilität sollte aus meiner Sicht nicht dazu beitragen, dass Menschen ihr Aufenthaltsrecht in Deutschland gefährden.
Mit freundlichen Grüßen
Hakan Demir
Weitere Fragen an Hakan Demir
Ein bestimmter Bildungsabschluss ist nicht notwendig, um eingebürgert werden zu können - das war bereits vor der aktuellen Staatsangehörigkeitsreform so und wurde auch mit der Reform nicht geändert.
Die Staatsangehörigkeitsreform wurde am 19. Januar 2024 im Bundestag beschlossen. Sie tritt zum 27. Juni 2024 in Kraft.
Ich gehe nicht davon aus, dass dies eine besondere Integrationsleistung ist. Darüber entscheidet aber Ihre lokale Einbürgerungsbehörde, was genau unter besonderen Integrationsleistungen zu verstehen ist.
Mit der Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes werden alle Beschränkungen der Mehrstaatigkeit aus dem Gesetzt gestrichen. Ob Sie also eine oder mehrere weitere Staatsangehörigkeiten besitzen, ist für die deutschen Behörden nicht mehr entscheidungsrelevant.