Sehr geehrte Frau Hänsel,

unter der Überschrift „Instrumentalisierung der humanitären Hilfe für Syrien beenden“ schreiben Sie von „Rebellengebieten“, in die „gezielt“ deutsche Steuergelder „für die Nothilfe in Syrien“ flössen. Was meinen Sie mit „Rebellengebiete“? Soweit mir bekannt ist, rebellieren in Syrien seit März 2011 in allen Gebieten des Landes breite Teile der Bevölkerung (aller ethnischen oder religiösen Provenienz) gegen das Assad-Regime.
Falls Sie die Gebiete meinen, die vorläufig nicht direkt durch das Regime kontrolliert werden - muss ich Ihre Empörung über den „skandalösen Missbrauch und die Instrumentalisierung der humanitären Hilfe“ so verstehen, dass in Ihren Augen die Menschen, die dort nach wie vor durch das Regime massiv angegriffen und zusätzlich durch aus dem Ausland infiltrierte Jihadisten terrorisiert werden, kein Recht auf humanitäre Hilfe haben?

Sie behaupten, die Nothilfe werde „gezielt an Aufständische“ geliefert und diene „dem Aufbau von Parallelstrukturen in den von Rebellen kontrollierten Regionen.“ Fänden Sie es nicht begrüßenswert, wenn die Bundesregierung einer gegen ein jahrzehntelanges korruptes Terrorregime aufstehenden Bevölkerung, die sich erfolgreich bemüht, unabhängige basisdemokratische Strukturen aufzubauen, wenigstens Nothilfe zukommen ließe?

Sind Sie tatsächlich der Auffassung, dass die Bundesregierung „ausschließlich die Organisationen finanziell“ unterstützen“ sollte, „die in Syrien mit dem Roten Halbmond kooperieren“, also ausschließlich diejenigen, die durch das Regime kontrolliert werden, das im wesentlichen die humanitäre Katastrophe laufend weiter verursacht und humanitäre Hilfe nur begrenzt zulässt bzw. gezielt konterkariert? Ist Ihnen bekannt, dass das syrische Regime auch den Roten Halbmond nicht in allen Gebieten frei walten lässt?

Mit freundlichen Grüßen,
Sophia Deeg