Frage an Henning Otte bezüglich Wirtschaft

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Henning Otte
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Frage von Jürgen K. •

Frage an Henning Otte von Jürgen K. bezüglich Wirtschaft

Guten Tag Herr Otte,
ich möchte gerne von Ihnen erfahren, ob In Deutschland tatsächlich mehr Menschen für Niedriglöhne arbeiten als bislang angenommen. Wie in den Medien zu lesen und zu hören ist, sollen 22 Prozent der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer oder mehr als vier Millionen Betroffene 2009 pro Monat weniger als 1.784 Euro brutto verdienen. Das geht auch aus einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor. 1999 sollen danach nur 16,6 Prozent der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer zu solchen Niedriglöhnen beschäftigt gewesen sein.
Als Niedriglohn soll ein Einkommen gelten, das weniger als zwei Drittel des mittleren Lohns beträgt. Dieser sogenannte Medianlohn soll Ende 2009 2.676 Euro brutto für ganz Deutschland betragen haben.

Arbeitsmarktforscher sollen den Niedriglohnanteil unter Vollzeitbeschäftigten bislang auf elf (Statistisches Bundesamt) und 20,7 Prozent (Institut für Arbeit und Qualifikation - IAQ) beziffert haben.

Die neuen Daten der Bundesagentur für Arbeit sollen allerdings wesentlich präziser sein, da die Experten der BA hatten anders als ihre o.g. Kollegen die Möglichkeit haben, sämtliche Daten aus den Meldeverfahren zur Sozialversicherung für annähernd 27 Millionen Beschäftigte auszuwerten. Dagegen sollen IAQ und Statistisches Bundesamt sich nur auf repräsentative Umfragen oder Stichproben stützen müssen.

Nach wie vor sollen vor allem Frauen von Niedriglöhnen betroffen sein. In Westdeutschland soll dies für 34,4 Prozent der Arbeitnehmerinnen und lediglich 12,6 Prozent der Arbeitnehmer zugetroffen haben. In Ostdeutschland soll die Differenz zwar niedriger, aber immer noch erheblich sein.

Da ich mich seit längerm mit den Zuständen insbesondere in der Schlachtindustrie in Niedersachsen beschäftige und die dortigen Verhältnisse im europäischen Vergleich als eine Form organisierter Wirtschaftskriminalität einstufen muss, bin ich sehr daran interessiert von Ihnen zu erfahren, ob meine o.g. Informationen zutreffen. Dank im voraus.

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Sehr geehrter Herr Klinger,

vielen Dank für Ihre Anfrage, in der Sie sich auf die Zahlen zu den Bruttoarbeitsentgelten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) im November 2010 beziehen.

Bei der Bewertung der Zahlen sind jedoch die Unterschiede zu anderen Datenquellen zu berücksichtigen. In dem Bericht der BA werden alle Personen dem Niedriglohnbereich zugeordnet, die weniger als zwei Drittel des Medianentgelts der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten erzielten.

Zumeist wird die Niedriglohnschwelle als zwei Drittel des Medians des Bruttostundenlohns aller unselbständigen Beschäftigten definiert, so dass auch Teilzeitbeschäftigte und nicht sozialversicherungspflichtig Beschäftigte wie Beamte berücksichtigt werden. Ein direkter Vergleich der Anteile der Beschäftigten unterhalb der Niedriglohnschwelle zwischen den verschiedenen Datenquellen ist daher nicht möglich.

Die neue Statistik der BA zu Bruttoarbeitsentgelten basiert in der Tat auf Meldungen aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigter und erlaubt daher auch Auswertungen für einzelne Personengruppen oder Branchen. So werden in dem genannten Bericht die Anteile der Beschäftigten unterhalb der Niedriglohnschwelle nach Personenmerkmalen, Berufen und Wirtschaftsabschnitten aufgezeigt.

Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben und verbleibe,

mit freundlichen Grüßen

Henning Otte

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