Sehr geehrter Herr Händler,

erlauben Sie, dass ich etwas ausführlicher mit *Ja* antworte, da ihre Frage leicht missverständlich ist.

Das zweigliedrige Schulsystem in Sachsen führt dazu, dass Kinder und Eltern viel zu früh vor die Frage gestellt werden, welche Schulform man besuchen will und damit auch welche Lebenschancen ein Kind erhält. Die Folgen sind sich verstärkende soziale, wie kulturelle Selektion auf unseren Schulen, aber auch insgesamt schlechtere Ergebnisse.

Ich trete deshalb für das Modell der Gemeinschaftsschule ein, in dem sich Kinder und deren Eltern auch nach der zehnten Klasse noch entscheiden können, ob sie die gymnasiale Oberstufe besuchen wollen. Längeres gemeinsames Lernen hilft erwiesener Maßen alle Schüler zu stärken. Wir halten in Deutschland jedoch als einziges westeuropäisches Land am zweigliedrigen, beziehen wir die Förderschule ein - ja sogar dreigliedrigen Schulsystem fest.

Dies ist nicht nur ein bildungspolitischer Anachronismus, sondern auch strukturpolitisch eine verpaßte Chance. Denn das Modell der Gemeinschaftsschule böte die Möglichkeit ein flächendeckendes Schulsystem auch in Regionen mit hoher Abwanderung und sinkenden Geburtenraten zu erhalten und so eine gute Unterrichtsversorgung bei kurzen Wegen für die Kurzen zu sichern.

Ich hoffe daher, dass der SPD in der nächsten Legislatur die Möglichkeit gegeben wird, mehr als die nur neun vom CDU-Kultusministerium genehmigten Gemeinschaftsschulen auf den Weg zu bringen.

Daneben halte ich die bestehenden Förderschulen als Institution, welche ihren Schülern keinen Abschluss ermöglicht, für überholt.

Ich hoffe Ihnen damit in aller Klarheit geantwortet zu haben.

Holger Mann (Sozial & gerecht, mann kann)