Frage an Josephine Ortleb bezüglich Wirtschaft

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Josephine Ortleb
SPD
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Frage von Claire B. •

Frage an Josephine Ortleb von Claire B. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Ortleb, guten Tag,
an der Petition "Mobilitätsprämie für alle statt einer weiteren Kaufprämie für Autos wegen Corona” habe ich mich beteiligt.
Die Corona-Pandemie steht mit dem menschlichen Handeln in Zusammenhang: schwindende natürliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen, globales und größtenteils nicht-nachhaltiges Wirtschaften.
Als Bürgerin sehe ich eine erneute Abwrackprämie in dem Zusammenhang als überhaupt nicht passend an. Warum für mehr Schrott und Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren sorgen? Wie sieht es mit anderen Fortbewegungsmitteln aus? Wie sieht es mit der Förderung von anderen Technologien aus, die vielleicht schon länger in den Schubladen mangels Förderung warten?
Meiner Meinung nach muss eine andere Einstellung gewonnen werden, weise und zukunftsgerichtet gehandelt werden. Das heißt entsprechend sich für die Menschheit und die Erde einsetzen. Ein gesundes Wirtschaften, d.h. nachhaltig und umweltschüztend, ist dabei unerlässlich.
Wie stehen Sie dazu? Wie werden Sie konkret zu diesem Thema handeln?
Mit freundlichen Grüßen
C. B.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Bernellon,

vielen Dank für Ihre Frage hier auf Abgeordnetenwatch.
Eingangs möchte ich sagen, dass die sogenannte "Autokaufprämie" zu keinem Zeitpunkt eine abgestimmte Meinung der Bundesregierung war. Wir als SPD-Bundestagsfraktion waren von Anfang an der Auffassung, dass wir umfassende Konjunkturmaßnahmen brauchen, die Arbeitsplätze sichern, aber auch umweltpolitisch keinen Schritt zurück machen.

Ein Konjunktur-Paket mit diesem Anspruch wurde dann von Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Finanzminister Olaf Scholz am 3. Juni 2020 für die Bundesregierung nach 21 Stunden (!) Verhandlungsmarathon mit einem Gesamtvolumen von insgesamt 130 Milliarden Euro öffentlich vorgestellt - allein 120 Milliarden Euro davon wird der Bund zahlen. Und die gute Nachricht: Die SPD konnte sich bei vielen Punkten durchsetzen und gute Alternativen zu einer "Autokaufprämie" verhandeln. Mit der Abwrackprämie forderte die Automobilindustrie ein Konzept von vorgestern für Probleme von morgen, die wir in dieser Form noch nie hatten.

Bereits mit dem Klimaschutzprogramm 2030 haben wir viele Maßnahmen für nachhaltige Mobilität auf den Weg gebracht. Mit den Beschlüssen des Konjunkturpakets schalten wir noch "einen Gang hoch". Außerdem kann die derzeitige Situation besonders in den Kommunen eine Verkehrswende ermöglichen. Der "Lockdown" hat gerade im Verkehr für einschneidende Veränderungen gesorgt und ermöglicht dadurch eine Modernisierung des Verkehrssystems und der Verkehrsmittel. Dabei geht es nicht nur um die Reduzierung der Pkw-Anzahl und die Förderung einer Umstellung auf Elektromotoren, sondern auch um die Erweiterung von Alternativen zum privaten Autobesitz. Damit mehr Menschen, auch beispielsweise in Riegelsberg, häufiger auf ihr Auto verzichten, braucht es auch ein besseres Angebot im ÖPNV.

Klar ist: Für den Ausbau und die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs mit Regionalbahnen und Bussen sind zwar die Kreise und Kommunen mit den Ländern verantwortlich und nicht der Bund. Aber der Bund hat schon mit dem Klimaschutzpaket ab dem Haushalt 2020 und jetzt erneut mit diesem Konjunkturpaket finanzielle Unterstützung für die Länder und Kommunen beschlossen, die die Regionen unterstützen soll, diese klimafreundliche Mobilitätswende umzusetzen. Wichtig war uns beim Konjunkturpaket: Die Maßnahmen sollen der Umwelt, der Wirtschaft, Arbeitnehmern und Unternehmen gleichermaßen zugutekommen - und natürlich auch Familien helfen.

Durch die Umweltprämie wird der Austausch von Autos mit Verbrennungsmotoren durch klima- und umweltfreundlichere Elektrofahrzeuge gefördert. Hier investiert der Bund 2,2 Mrd. Euro, um den Austausch zu emissionsfreien Fahrzeugen zu beschleunigen und verdoppelt daher seinen Anteil am Umweltbonus. Das bedeutet zum Beispiel, dass bis zu einem Nettolistenpreis des E-Fahrzeugs von 40.000 Euro die Förderung des Bundes von 3.000 auf 6.000 Euro steigt. Diese Maßnahme ist befristet bis 31.12.2021.

Weitere 2,5 Milliarden Euro gehen in den Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur, die Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich der Elektromobilität und in die Batteriezellfertigung. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist die notwendige Voraussetzung zur Verbreitung der E-Mobilität. Weitere wichtige Bestandteile sind ein einheitliches Bezahlsystem für Ladesäulen, Ladepunkte an allen Tankstellen und der bessere Zugang zu öffentlichen Ladesäulen zum Beispiel bei Kitas, Krankenhäusern, Stadtteilzentren und Sportplätzen.

Wir fördern außerdem die, die zum Wohle der Bevölkerung unterwegs sind: Für Soziale Dienste wird ein auf die Jahre 2020 und 2021 befristetes Flottenaustauschprogramm "Sozial & Mobil" aufgelegt, um Elektromobilität im Stadtverkehr zu fördern und die gemeinnützigen Träger bei der Flottenumrüstung zu unterstützen. Außerdem wird das befristete Flottenaustauschprogramm für Handwerker und kleine und mittlere Unternehmen für Elektronutzfahrzeuge bis 7,5 t zeitnah umgesetzt.

Die Kfz-Steuer für Pkw wird stärker an CO2-Emissionen ausgerichtet: Ab 2021 müssen Besitzer für klimaschädliche Autos mehr Geld zahlen - diejenigen sauberer Autos weniger. Zudem wird die bereits geltende zehnjährige Kraftfahrzeugsteuerbefreiung für reine Elektrofahrzeuge bis zum 31.12.2025 gewährt und bis 31.12.2030 verlängert.

Für den Umstieg auf E-Mobilität im Nahverkehr wird die Förderung mit 1,2 Mrd. Euro für Busse mit klimafreundlichen Antrieben aufgestockt - für private und kommunale Betreiber gleichermaßen. Weiterhin erhält die Deutsche Bahn weitere 5 Mrd. Euro Eigenkapital vom Bund, da sie in der Coronakrise deutliche Einbußen verkraften musste, damit die Takte dichter und das Schienennetz besser werden können. Daneben soll ebenfalls die Schifffahrt als klimafreundliches Verkehrsmittel für 1 Mrd. Euro modernisiert und digitalisiert werden.

Die Bundesregierung hat in den vergangenen Wochen die "Nationale Wasserstoffstrategie" vorgelegt, womit der Grundstein für neue Exporttechnologien gelegt und in die Energieversorgung von morgen investiert wurde - Wasserstofftechnologie "made in Germany". Konkret sollen bis 2030 5 GW und möglichst bis 2035 10 GW Elektrolysekapazitäten aufgebaut werden. Wir wollen die Produktion "grünen" Wasserstoffs fördern und Unternehmen bei der Entwicklung und klimafreundlichen Prozessumstellung unterstützen.

Dieses Konjunkturpaket zeigt ganz klar: Die SPD versteht den Klimawandel nicht nur als Bedrohung, sondern dessen Bewältigung gleichzeitig als eine Chance in den wichtigsten Wettbewerbsfeldern für deutsche Unternehmen. Deutschland und Europa haben gerade jetzt die Chance, in den kommenden Jahren die Technologien für klimaneutrales Wirtschaften zu liefern. Dazu müssen wir die bereits begonnene Transformation unserer Wirtschaft stärken und noch ehrgeiziger werden - das gilt insbesondere für die Automobilindustrie.

Ich hoffe meine Antwort konnte Ihnen weiterhelfen.
Bei Rückfragen stehen ich und mein Team Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Josephine Ortleb

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