Frage an Matthias Schmidt von Joachim Baade, Vorsitzender KSV AJAX NEPTUN 1. bezüglich Bildung und Erziehung
Die Top Überschrift der Berliner Zeitung des gestrigen Tages lautete "Alarmstufe Rot in Peking", ich hätte gewählt "Alarmstufe Rot für Berliner Sporthallen", einen wunderschönen guten Morgen nach Baumschulenweg, sehr geehrter Herr Schmidt, als Ihr Wahlkampfcafe eröffnet wurde, lernten wir uns kurz kennen, während der "Bundestagsfahrt" im Sept. bekam ich Einblicke in Ihre Tätigkeit. Dort stellten Sie sich als "sportpolitischer Sprecher" mit Mandat für Treptow - Köpenick vor (Entschuldigung falls falsch gewählter Titel). In Ihrer Rede sprachen Sie die Flüchtlingsproblematik + Sporthallen an, mein Einwurf Horst - Korber - Zentrum wurde belächelt, nun hat uns die Wirklichkeit eingeholt. 3 Sporthallen meines Vereines wurden "beschlagnahmt", bei "Nacht und Nebel", ohne Vorankündigung. Jahrelange ehrenamtl. und sportliche Arbeit fast zerstört. Nur durch eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Sportamt konnte schlimmeres verhindert werden (2 neue Hallen wurden umgehend bereit gestellt). Unmut, Verständnislosigkeit meiner Mitglieder. Der TT-Sport (fast Leistungszentrum Berlin - Brandenburg), betrieben in der 3. Halle liegt brach, - nach Lösungen wird gesucht, ca. 200 Kinder, Jugendliche, Senioren können ihrem Sport nicht mehr nachgehen. "Nacht und Nebel", geht man so mit Kindern, Sportlern und Ehrenamtlichen um? KEIN WORT DER ERKLÄRUNG, KEIN WORT DER ENTSCHULDIGUNG der Entscheider...!!! Nicht das wir uns falsch verstehen, Flüchtlinge sind willkommen, das Verständnis ist da, aber die Art und Weise ist fatal. Irreparable Schäden - auf Jahre - entstehen, an Schulen, in den Vereinen. Haben wir nicht von Pegida gelernt, von Olympia Hamburg, oder ist es politisch gewollt einen Rechtsruck in der Bevölkerung zu entwickeln? Genug passende Gebäude stehen in unserem Bezirk leer, unzählige, aber UNFÄHIGE BEAMTE aller Ebenen zerstören das mühsam aufgebaute..., handeln Sie!
P.S.: Die lokale Politik, die Politik ist z.Z. genauso unkoordiniert, unorganisiert wie der Straßenverkehr von Köpenick. Joachim Baade, KSV AJAX
Sehr geehrter Herr Baade,
ich teile Ihre Auffassung, dass die Beschlagnahmung von Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen kritisch ist.
1. Vereine sowie Schülerinnen und Schüler haben Anrecht auf Hallenzeiten sowie den Sportunterricht. Gerade im Winter gibt es kaum Alternativen zum Sport in der Halle.
2. Die Unterbringung von Menschen in Turnhallen ist unzumutbar. Wenn hunderte Menschen auf so engem Raum über lange Zeit zusammenleben müssen, führt dies unweigerlich zu Spannungen. Krankheiten, und sei es nur eine Erkältung, können sich so viel leichter ausbreiten. Privatsphäre gibt es nicht. Gerade für Alte und Kinder ist der Aufenthalt in einer Halle eine enorme Belastung.
Eine Beschlagnahmung und Zweckentfremdung einer Sporthalle ist von niemanden gewünscht. Ich muss allerdings anerkennen, dass das Landesamt für Soziales und Gesundheit (LaGeSo) kaum andere Möglichkeiten hat. Turnhallen sind aufgrund ihrer Größe sowie ihrer Infrastruktur besonders geeignet, um kurzfristig große Gruppen von Menschen aufzunehmen. Gerade im Winter ist die Unterbringung in Turnhallen besser als die Menschen in Zelten schlafen zu lassen.
Die Auffassung, dass die Kommunikation bei der Zweckentfremdung von Sporthallen mangelhaft ist, teile ich. Ich erwarte auch, dass die Nutzerinnen und Nutzer der Hallen frühzeitig informiert werden und man versucht Alternativen anzubieten. Jeden Tag kommen rund 600 Flüchtlinge in Berlin an. Die genaue Zahl erfahren die zuständigen Behörden in der Regel nur wenige Stunden vor Eintreffen der Menschen. Die Entscheidung welche Hallen wann und wie belegt werden, entscheidet sich so recht kurzfristig. Insgesamt müssen täglich zwischen 2 und 3 neue Unterkünfte belegt werden. Die Kommunikation mit allen Beteiligten innerhalb dieser kurzen Zeit zu organisieren erscheint auch mir wünschenswert. Auch wenn ich die derzeitige Situation nicht gut heiße, kann ich verstehen, wie es dazu kommt.
Sie haben mich auf Ihrer Seite, wenn es darum geht, diese Probleme zu beheben. Auch unsere Bezirkspolitik und die Mitglieder im Abgeordnetenhaus teilen Ihre Forderung, dass viel besser mit den Betroffenen Nutzerinnen und Nutzer sowie mit den Anwohnerinnen und Anwohner der Sporthallen gesprochen werden muss. Unser Bezirksamt ist sehr darum bemüht, Alternativen für die betroffenen Vereine und Schulen zu organisieren. In vielen Fällen gelingt dies dankenswerterweise.
Bezüglich alternativer Unterbringungsmöglichkeiten teile ich Ihre Auffassung, dass die Sporthallen so schnell wie möglich wieder freigegeben werden müssen. Im Bezirk wurden selbstverständlich leerstehende Gebäude geprüft. Diese herzurichten, Toiletten und Duschen zu installieren, dauert in der Regel jedoch viel zu lang, so dass dies nicht wirklich Alternativen sein könnten. In den Turnhallen sind Duschen und Toiletten ausreichend vorhanden. So bieten diese, bei aller Problematik, eine schnelle Lösung für die Unterbringung von hunderten Menschen.
Neue Lösungen, wie beispielsweise die geplanten Modularbauten des Landes Berlin, sind auf dem Weg. Die Umsetzung wird möglichst kurzfristig erfolgen. Ich hoffe sehr, dass diese Unterbringungsmöglichkeiten dafür sorgen, dass Sporthallen wieder für den Sport freigegeben werden können. Darüber bin ich mit meinem Bezirksbürgermeister im Gespräch. Ich weiß, wie engagiert Sie bei der Integration von Flüchtlingen sind. Ich danke Ihnen sehr für dieses enorme Engagement. Es ist für unsere Gesellschaft ein immens wichtiger Beitrag, den Sie dort leisten.
Ich kann Ihnen versichern, dass alle politischen Mandatsträgerinnen und Mandatsträger um die Bewältigung der Probleme bemüht sind.
Ihr Matthias Schmidt