Frage an Monika Hohlmeier bezüglich Gesundheit

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Monika Hohlmeier
CSU
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Frage von Martin K. •

Frage an Monika Hohlmeier von Martin K. bezüglich Gesundheit

Verehte Frau Hohlmeyer!

Schon vor Jahren ging eine Meldung durch das TV,:Rund um die Atomkraftwerke sei die

1.Prostatakrebs Erkrankung wesentlich höher wie in anderen Regieonen,

2.das selbe ,so vor kurzen zur Leukemi bei Kindern in diesen Rämen.

Warum wird das so stillschweigend hingenommen?
Das allein rechtfertigt doch ein sofortiges abschalten der Reaktoren!!
Das sind uns unsere Kinder doch wert ?
Was sagen Sie dazu?

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Klopfleisch,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage, die mir über abgeordnetenwatch zugegangen ist.

Bei der von Ihnen angesprochenen Studie zum Thema Kernenergie und deren möglichen Zusammenhang mit Krebserkrankungen handelt es sich vermutlich um die „Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken (KiKK-Studie)“, die das Deutsche Kinderkrebsregister in Mainz im Jahr 2007 im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz durchgeführt hat.Das Ergebnis dieser Studie hat insbesondere die Medien zu vielen Spekulationen hingerissen, wonach ein Zusammenhang zwischen der Nähe der Wohnung zum nächstgelegenen Kernkraftwerk und dem Risiko, vor dem 5. Geburtstag an Krebs (bzw. Leukämie) zu erkranken bestehen könnte. Diese Interpretation war allerdings schon damals zweifelhaft. Dr. Peter Kaatsch, der Leiter des Deutschen Kinderkrebsregisters, das die Studie KiKK damals durchgeführt hat, hat veröffentlicht: „In Deutsch­land lässt sich ein Zu­sam­men­hang be­ob­ach­ten zwi­schen der Nä­he der Woh­nung zu ei­nem Kern­kraft­werk und dem Ri­si­ko, dass ein Kind vor sei­nem fünf­ten Ge­burts­tag an Krebs (vor al­lem an Leuk­ämie) er­krankt. *Wa­rum das so ist, lässt sich mit un­se­ren Da­ten lei­der nicht er­klä­ren.* *Al­ler­dings kommt nach heu­ti­gem Wis­sen Strah­lung, die von Kern­kraft­wer­ken im Nor­mal­be­trieb aus­geht, als Ur­sa­che nicht in Be­tracht."*

Von weiteren renommierten Institutionen und Persönlichkeitenwird sogar angezweifelt, dass die Studie tatsächlich einen Zusammenhang zwischen einer gestiegenen Krebsrate bei Kleinkindern und der Nähe des Wohnhauses zum Kernkraftwerk besteht. Experten gehen vielmehr davon aus, dass die erhöhten Fallzahlen im Bereich von 5 Kilometern um Kraftwerke bei Kindern unter 5 Jahren auf statistische Schwächen zurückzuführen sind. Diese kommen daher, dass die Fallzahlen naturgemäß sehr gering sind. Eine zufällige Abweichung kann in der Folge schnell fehlinterpretiert werden. Ein weiterer Punkt, den die Strahlenschutzkommission, eine Kommission unabhängiger Experten im Bereich des Strahlenrisikos dargelegt hatist, dass sich die Ergebnisse der Studie von denen anderer Studien deutlich unterscheiden und diesen sogar widersprechen. (Stellungnahme „Bewertung der epidemiologischen Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken (KiKK-Studie)“ veröffentlicht im Band 58 der Reihe „Berichte der Strahlenschutzkommission“). Hinzu kommt, dass sich die erhöhte Fallzahl von mit Krebs erkrankten Kindern auf Gebiete beschränkt, die maximal 5 km von den Kernkraftwerksstandorten entfernt sind. Allein aufgrund dieser Zahlen kann nicht auf ein erhöhtes Risiko geschlossen werden, da keine Vergleiche zu Gebieten außerhalb des 5-Kilometer Radius gezogen werden konnten.

Ein ganz entscheidender Faktor, den die Strahlenschutzkommission außerdem darstellt, ist die natürliche Strahlenbelastung, der wir alle, mit oder ohne Kernkraftwerk, ausgesetzt sind. Die natürlichen Strahlenexpositionen im Untersuchungsgebiet und auch ihre Schwankungen sind um mehrere Zehnerpotenzen höher als die durch die Kernkraftwerke verursachten zusätzlichen Strahlenexpositionen. Wenn man unterstellt, dass die geringen, durch die Kernkraftwerke verursachten Strahlenexpositionen für das erhöhte Risiko für Leukämien im Kindesalter verantwortlich seien, müssten nach dem heutigen Kenntnisstand aufgrund einer höheren natürlichen Strahlenexpositionen in einigen Gebieten Leukämien um mehrere Zehnerpotenzen häufiger auftreten.

Die natürliche Strahlenbelastung auf der Erde, in Deutschland speziell in den Bayerischen Mittelgebirgen, ist nicht zu unterschätzen. In Wohnungen im Landkreis Bayreuth und Wunsiedel ist die Konzentration zum Beispiel von Radon mit über 80 Bq/m^3 gegenüber dem bundesdeutschen Durchschnitt von 50^Bq/m^3 deutlich erhöht. Eine Studie über eine deshalb erhöhte Krebsrate in diesem Bereich liegt mir nicht vor.

Warum die KiKK-Studie eine erhöhte Leukämierate bei Kindern unter fünf Jahren im 5-Kilometerradius um Kernkraftwerke zu Tage brachte, ist nicht klar. Fest steht allerdings, dass Leukämie von zahlreichen Faktoren begünstigt wird,die mit der Kernkraft nichts zu tun haben.

Unabhängig von diesen Fragen stehen die Planungen zu einem Ausstieg aus der Energiegewinnung durch Kernkraft in Deutschland aufgrund des schwerwiegenden Vorfalls in Fukushima fest. Die Bundesregierung hat den Ausstieg aus der Atomkraft in einem schnellstmöglichen Zeitraum beschlossen und der Bundestag ist parteiübergreifend diesem Beschluss gefolgt. Damit wurde der jahrzehntelange Streit um die friedliche Nutzung von Kernenergie beendet. Die Bundesregierung hat zudem genaue Wege für den Umstieg aufgezeigt und diskutiert derzeit die Möglichkeiten für Fördermaßnahmen, die im Zuge desUmstiegs - beispielsweise bei Maßnahmen zur Energieeffizienz - die Bürgerinnen und Bürger unterstützen sollen.

Weitere Fragestellungen ergeben sich dadurch, dass es kein weiteres Land gibt, das derzeit den Ausstieg aus der Kernenergie anstrebt. Viele andere Länder in und außerhalb Europas planen Neubauten oder bauen gerade neue Kernkraftwerke und lassen sich diesbezüglich nicht beeinflussen.Derzeit befinden sich laut World Nuclear Association weltweit 62 Atomkraftwerke im Bau, weitere 158 Anlagen sind in Planung. Es bedarf deshalb einer klaren Strategie wie die Sicherheitsmaßstäbe innerhalb der EU auf ein Maximalmaß erhöht werden können und wie die Überwachung der Einhaltung der Standards abgesichert werden kann. Auch auf globaler Ebene müssen möglichst viele Anstrengungen in dieser Richtung unternommen werden.

Wenn uns in Deutschland der Umstieg gelingen soll und wir nicht auf den Import von Strom aus Atomkraftwerken unserer Nachbarn angewiesen sein wollen, müssen vielfältige Maßnahmen vorangetrieben werden:

·Massive Ausweitung der Erforschung und Verbesserung der finanziellen Ausstattung neuer Energietechniken wie Wasserstoff, Kernfusion und einiger anderer Techniken mehr

·Verstärkung der Erforschung bereits vorhandener alternativer Energietechniken und deren Effizienzmöglichkeiten (Gasturbinen, Solar- und Windenergie, Brennstoffzellen usw.)

·Ausbau des Stromleitungsnetzes, vor allem auch für alternative Energiequellen - dagegen sollten jedoch die Grünen dann nicht ständig örtliche Protestbewegungen initiieren!

·Intensivierung der Forschung im Bereich der Speichertechnologien (z.B. Elektrochemie), damit Energiequellen, die unstetig Strom liefern wie zum Beispiel die Solarenergie, gespeichert und gleichmäßig abgerufen werden können

·Verringerung der Abhängigkeit in der Versorgung mit Metallen und seltenen Erden und Entwicklung von Kreislaufsystemen für alle Metalle, damit sie nicht nur entsorgt, sondern sinnvoll weitergenutzt werden wie dies beispielsweise bei der Bleibatterie inzwischen völlig üblich ist

·Individualisierung des Energiemarktes, so dass nicht nur Großlösungen den Energiebedarf steuern, sondern eine Verringerung des Energiebedarfs durch kleine autarke Energiesysteme gefördert wird

·Verstärkte Schaffung von finanziellen Anreizen für Energieeffizienz und diesbezüglicher innovativer Systeme und Ausweitung der Forschung auf diesem Gebiet
·Weitere Verbesserung und Erforschung vorhandener Techniken und Verringerung des Schadstoffausstoßes (z.B. bei Kohlekraftwerken)

Durch eine klare Strategie muss die Abhängigkeit in der Energieversorgung von anderen Staaten gemindert werden. Wir sind ein Hochtechnologieland und ein hochwertiger Produktionsstandort. Damit wir diesen nicht gefährden, muss in den Kosten wettbewerbsfähiger Strom zur Verfügung stehen, da wir ansonsten viele Arbeitsplätze an Standorte mit günstigerem Strom verlieren. Deutschland hat die Fähigkeit bei der Entwicklung neuer Technologien im Bereich der Energie und einer Energieumstellung Pionier zu sein. Ich wünsche mir, dass es uns gelingt.

Mit freundlichen Grüßen

Monika Hohlmeier

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