Frage an Myriam Kalipke bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

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Myriam Kalipke
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Frage von Lorenz Z. •

Frage an Myriam Kalipke von Lorenz Z. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Was ist Ihrer Meinung nach eine gute und machbare Lösung, Precision Livestock Farming auf unserer hiesigen Kleinfelderwirtschaft (Stichwort GPS gestützte Flächenbewirtschaftung) und im Viehstall (Health-Monitoring) landwirts- und wirtschaftsnahe zu implementieren?

Quo vadis Anbindehaltung in Bayern? Und entsprechend auf Bundesebene.

Wie wollen Sie dem Höfesterben im Umkreis begegnen?

Wie stärkt man die Landwirtschaft Bayerns um sie wettbewerbsfähig gegen die "preußischen Großanlagen" zu halten?

Stimmkreis 111 Piraten
Antwort von
PIRATEN

Grüß Gott Herr Z., über diese Frage freue ich mich besonders.
PLF hat ja verschiedene Ansätze. Ich lege hier mal den Fokus auf die Faktoren Tierwohl und Umweltschutz. Beim Umweltschutz denke ich besonders an die Reduzierung von Nitrogen und Phosphor durch optimierte Fütterung der Schweine, beim Tierwohl zum Beispiel an Reduzierungen von Kontaktdermatitis/Fussballenläsionen bei Hühnern durch  fehlerhafte Umweltparameter in den Stallungen, welche zu nicht optimalen Bewegungsmuster der Tiere führen. Bei der Flächenbewirtschaftung sind wir ja aus den anfänglichen statischen und stop-´n-go-Systemen hinausgewachsen und gehen über zu kinematischen Messsystemen; auch und gerade mit den neuen Systemen wie Galileo oder WAAS/Egnos. Landwirtsnah ist das heute schon. Unsere Jungbauern sind aufgeschlossen und technikafin – bei der Hofübernahme hält auch solcher „neumodischer Firlefanz“ Einzug. Die Erleichterungen und verbesserten Erträge räumen dann etwaige Zweifel auch im Altenteil aus. Wirtschaftsnah ist der Investitionskostenpunkt nicht unbedingt. Hier wäre meine Hoffnung, dass wir über Maschinenringe mehr Landwirten den Zugang ermöglichen können. Natürlich mit einer angemessenen Förderung, denn man kann nur mobile Systeme teilen. Für das Stallmanagement müssen Hilfestellungen erfolgen. Da liegt meiner Meinung nach auch ein guter Ansatzpunkt zur Wettbewerbsverbesserung gegen „preussische Riesenställe“. Der Konsument sollte stolz und bevorzugt auf lokale Produkte zurückgreifen wollen und können. Der Hofverkauf sollte unterstützt werden, z.B. durch gelockerte Auflagen. Es muss mehr Geld beim Landwirt bleiben – statt in der Distributionskette. Bestes Beispiel ist hier die Milchtankstelle. Wenn die tierwohlorientierte Produktion vereinfacht wird und mehr Geld unmittelbar beim Erzeuger bleibt, gewinnt der Verbraucher und der Bauer. Damit wären wir beim Höfesterben und der Anbindehaltung. Weiterentwicklungen weg von der ganzjährigen und ausschliesslichen  Anbindehaltung müssen unterstützt werden; man muss aber auch berücksichtigen, dass bestehende Ställe oftmals Dinosaurier sind, die nicht übernommen werden. Da überlebt sich dieser Teil selber mittelfristig. Ein Hof, der nur noch ca. 10 Jahre besteht, bezahlt keinen Stallneubau. Wo Investitionen nicht mehr vorgenommen werden können, müssen nach Möglichkeit Laufhöfe oder Paddocks eingeführt werden, um so zu einer Reduktion der Standzeiten auf melken, füttern, nachts zu finden. Weiters bringen Tränken mit höherer Durchflussmenge, Lüftungen im Fütterungsbereich, Liegematten, eher eine Verbreitung statt einer Verlängerung der Stände bereits gute Verbesserungen. Was die Restrepublik hier schaffen wird, muss uns Bayern nicht unbedingt interessieren – da sich diese Haltungsform zumeist bei uns im Süden findet. Bedingt durch niedrige Bestandsgrößen und die Topologie. Da bin ich bei der BJB e.V. und ihrer Distanzierung zur Forderung vom BDL e.V. - ein Verbot in 1825 Tagen ist völliger Schmarrn. Lasst uns in die Zukunft investieren, aber nicht zu dem Preis, dass wir Familienbetriebe opfern. Landwirtschaft muss machbar bleiben. Tierwohl und die Erhaltung unserer Familienbetriebe stelle ich über Lobbyismus aus irgendwelchen Büros heraus. Es kann nicht angehen, dass hier irgendwelche realitätsfernen Idyllen gefordert werden, die nicht berücksichtigen, was das zum Beispiel auch für Nachteile bei den Klauen bringt oder das sich rangniedere Tiere durch die höhere Sicherheit einfach wohler fühlen. Auslauf und eine sichere Aufstallung – das wäre sinnvoller.
Ich hoffe, ich habe Ihnen ein Gefühl vermitteln können, was Sie mit mir am 14.10.2018 wählen können. Wir Piraten sind nicht nur die „mit Internet“. Wenn Sie weitere Fragen haben, würde ich mich sehr freuen, wenn Sie mir weiter Löcher in den Bauch fragen.
Dangschee & pfiat ena! Ihre Myriam Kalipke (Wahlvorschlag 904)