Frage an Oliver Krischer bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

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Oliver Krischer
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Frage von Albert D. •

Frage an Oliver Krischer von Albert D. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Krischer,

ich wende mich heute an Sie in Ihrer Eigenschaft als Bundestagsabgeordneter und als Biologe.

Nach meinen Informationen hat Herr Dieter Enger auch Sie über die Fehler der Wissenschaft informiert. Herr Enger hat auf der Internetseite Fehler-der-Wissenschaft.de dargestellt, dass Pflanzen überwiegend CO2 statt Sauerstoff abgeben. Dies widerspricht aber der offiziellen Lehrmeinung und vermutlich auch Ihrer Meinung. Die Versuche des Herrn Enger beweisen aber, dass die Pflanzen und Bäume sind die größten CO2-Produzenten sind.

Nach den Empfehlungen der DFG zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis sind alle Ergebnisse konsequent selbst anzuzweifeln. Je überraschender, aber auch je erwünschter (im Sinne der Bestätigung einer liebgewordenen Hypothese) ein Ergebnis ist, um so wichtiger ist die unabhängige Wiederholung. Die Wiederholung kann jedoch nicht darin bestehen, dass die Wissenschaft weiterhin nach meinen Informationen die Versuchsaufbauten mit angeschnittenen Pflanzen, zusammengepressten Pflanzen und unter Stress gesetzten Pflanzen durchführt. . Nach dem Lehrsatz, ist der Ansatz falsch, ist auch das Ergebnis falsch, ist hier der falsche Ansatz gewählt. Herr Enger hat dagegen seine Versuche unter anderem im geschlossenem Raum mit Pflanzen ohne Stress durchgeführt.
Wenn die Biologen ihre Ansprüche einer guten wissenschaftlichen Praxis im Sinne der Empfehlungen der DFG ernst nehmen, müsste sie ihre Ergebnisse anzweifeln und die Ergebnisse der Herrn Enger überprüfen, insbesondere da sie auf einen Fehler hingewiesen wurden.

Wenn Sie als Bundestagsabgeordneter und als Wissenschaftler für eine wissenschaftliche Korrektheit sind, werden Sie dann veranlassen, dass die Beweise des Herrn Enger wissenschaftlich überprüft werden, damit weitere Fehlentscheidungen des Bundestages aufgrund falscher wissenschaftlicher Grundlagen verhindert werden ?. Hierzu bitte ich um Ihre Stellungnahme.

Mit freundlichen Grüßen

Albert Dettmer

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Dettmer,

vielen Dank für ihre Anfrage.
Erlauben sie mir in meiner Eigenschaft als Abgeordneter des Deutschen Bundestages eine grundsätzliche Bemerkung vorweg:

Der Bundestag kann nicht der Ort sein, an dem tiefgreifende wissenschaftliche Auseinandersetzungen geführt werden. Dafür sind Fachpublikationen und Fachforen der richtige Ort. Wir als Abgeordnete müssen uns bei unseren Entscheidungen auf die Wissensbasis verlassen, die weithin anerkannter wissenschaftlicher Konsens ist. Alles andere wäre verantwortungslos.

Da Sie mich auch in meiner Eigenschaft als Biologie ansprechen, möchte ich Ihnen gerne antworten:

Wenn der von Ihnen genannte Herr Enger der Meinung ist, dass er neue Erkenntnisse gewonnen hat, dann muss er diese zunächst in den entsprechenden Fachmedien publizieren und sich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung stellen. Denn die Naturwissenschaften fordern Beweise, die aufgestellte Thesen untermauern und belegen können. Die auf der von Ihnen erwähnten Internetseite dargestellten Experimente des Herrn Enger zeigen lediglich, dass unter den von ihm gewählten – und im übrigen auch nicht näher bezeichneten - Bedingungen (Temperatur, Licht, Wellenlänge usw.) die Sauerstoffkonzentration im System abnimmt. Diese Beobachtung deckt sich im Übrigen mit der gängigen Lehrmeinung, die durchaus erkennt, dass Pflanzen für ihren Stoffwechsel Sauerstoff benötigen. Erst bei entsprechend günstigen Bedingungen (Lichteinwirkung, Nährstoffversorgung, Wassergehalt usw.) wird mehr Sauerstoff produziert als verbraucht.

Das von Herrn Enger als Beispiel für seine Thesen angeführte Fischsterben im Meer aufgrund von Sauerstoffentzug durch Pflanzen zeugt von einer indifferenten wissenschaftlichen Analyse und ist so nicht richtig. Ein Sauerstoffmangel entsteht vielmehr dann, wenn Mikroorganismen Pflanzenmasse abbauen. In diesem Prozess wird Sauerstoff benötigt.

Ich hoffe, Ihnen hiermit hinreichend begründet zu haben, warum ich die Ansichten des Herrn Enger nicht teile.

Mit freundlichem Gruß
Oliver Krischer