Frage an Renate Künast bezüglich Bundestag

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Renate Künast
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Sabina P. •

Frage an Renate Künast von Sabina P. bezüglich Bundestag

Sehr geehrte Frau Künast,

vor zwei Wochen, wurden Annalena Baerbock und Robert Habeck vom Bundesvorstand der GRÜNEN,
um ein Termin für die Übergabe der Unterschriften für die Petition von change.org „Hände weg von der Demokratie - Volksabstimmung im Grundsatzprogramm erhalten!”, gebeten.
Und obwohl dies für die Bundesdelegiertenversammlung in 15 Tagen relevant ist, wurde bisher nicht darauf reagiert.
Endlich fangen die Menschen an, sich für Politik und Klimawandel zu engagieren, wodurch die Bereitschaft zur Teilnahme an den demokratisch so wichtigen Volksbefragungen/-abstimmungen auch teilzunehmen, steigt und nun möchten die GRÜNEN es aus ihrem Grundsatzprogramm streichen?!?
Politik mit und vor allem für die Bürger, die Sie zum VOLKSVERTRETER wählen, sieht definitiv anders aus.
Es interessiert mich, wie Sie, Frau Künast, persönlich zum Thema Volksabstimmung stehen und, ob sie sich auf dem Parteitag für den Erhalt selbiger einsetzen werden.
Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen und wünsche Ihnen Gesundheit.

Mit besten Grüßen
Sabina Pehlke

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Pehlke,

wir GRÜNE fordern seit vielen Jahren Instrumente der direkteren Beteiligung und Mitbestimmung der Bürger*innen. Eine vielfältige Demokratie braucht Einmischung, Repräsentanz, Lust zur Auseinandersetzung und Kompromissfähigkeit. Wir wollen, dass unsere Bevölkerung die Möglichkeit bekommt, die politische Agenda stärker selbst zu gestalten.

Deswegen setzen wir uns mit dem beschlossenen Grundsatzprogramm für Bürger*innen-Räte ein. Mit diesen soll die Möglichkeit geschaffen werden, bei ausgewählten Themen die Alltagsexpertise von zufällig ausgewählten Bürger*innen noch direkter in die Gesetzgebung einfließen zu lassen. Bürger*innen-Räte können nach unserer Vorstellung auf Initiative der Regierung, des Parlaments oder als Bürgerbegehren, also von unten aus der Bevölkerung heraus zu einer konkreten Fragestellung eingesetzt werden.

Wir halten diese Form der direkten Beteiligung am politischen Aushandlungsprozess in Zeiten starker Polarisierung und gesellschaftlicher Pluralisierung für ein passendes Instrument, um unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen wieder miteinander ins direkte Gespräch zu bringen. Denn nur so kann eine gemeinsame Idee für die Zukunft dieses Landes entwickelt werden, nur im Austausch von Argumenten und Perspektiven kann in einer zersplitterten Gesellschaft Zusammenhalt gesichert werden.

Um die gesellschaftlichen Gräben zu verringern und die Demokratie zu verbessern brauchen wir demokratische Strukturen, in denen die Bürger*innen sich beraten und einbringen können. Menschen, die sonst nie wirklich miteinander sprechen, müssen sich hier auf die Argumente der anderen einlassen. In einer Gesellschaft, die sich immer mehr in verschiedene Gruppen mit ihren eigenen Filterblasen zerteilt, stellen Bürger*innen-Räte ein Gegengewicht dar. Die Erfahrungen aus Bürger*innen-Räten weltweit zeigen, dass auf diese Weise gegenseitige Verständigung und gegenseitiger Respekt entstehen.

Bürger*innen-Räte politisieren die Beratung von Entscheidungsträger*innen. Das erhöht auch die Legitimation dieser Beratung, denn sie ist transparent und in eine breitere gesellschaftliche Debatte eingebettet.

Gute Aushandlungen über politische Fragen können dann entstehen, wenn sichergestellt wird, dass Menschen sich frei, gleich und fair eine Meinung bilden können, unbeeinflusst von Lobbyinteressen. Nicht als Konkurrenz zum Parlament, sondern als Ergänzung und Stärkung.

Bürger*innen-Räte haben auch den Vorteil, dass wir mit ihnen dem Repräsentationsdefizit unseres politischen Systems begegnen können. Bei der Auswahl der Zufallsbürger*innen kann auf die repräsentative Verteilung etwa von Frauen oder Minderheiten geachtet werden und so garantiert werden, dass alle Stimmen gleichberechtigt und repräsentativ gehört werden.

Mit den Bürger*innen-Räten entstehen öffentliche Debatten aus unterschiedlichsten Perspektiven, mehr Repräsentanz gesellschaftlicher Gruppen, neue Ideen, ernsthafte Gespräche und gemeinschaftsorientierte Diskussionen.

Freundliche Grüße

Team Renate Künast

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