Warum haben sie den Brief »In Verantwortung und Solidarität für unsere Partei DIE LINKE« unterschrieben?

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Sören Pellmann
DIE LINKE
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Frage von Luisa M. •

Warum haben sie den Brief »In Verantwortung und Solidarität für unsere Partei DIE LINKE« unterschrieben?

Sehr geehrter Herr Pellmann,
am gestrigen Tag wurde ein Brief von linken Abgeordneten aus Sachsen veröffentlicht, in dem sie sich von einer möglichen Parteineugründung distanzieren. Sie haben den Brief ebenfalls unterschrieben. Mich enttäuscht daran weniger der Wunsch nach einer starken Partei DIE LINKE, sondern die Widersprüchlichkeit des Briefes. Ich habe DIE LINKE bei der letzten Wahl noch mit Bauchschmerzen gewählt, aber ich merke heute, dass die Partei in ihrer Kommunikation und ihrem Öffentlichkeitsauftritt mich nicht mehr beachtet. Ganz abgesehen vom schlechten Umgang mit Frau Wagenknecht fand ich es ebenfalls schockierend, wie Ihre Genossin Nagel aus Leipzig Sie angegriffen hat, als Sie LINKEN-Vorsitzender werden wollten. Ebenfalls verfasste Nagel einen Brief, der die Absetzung des Fraktionsvorstandes der Bundestagsfraktion und den Ausschluss S.W. forderte und so sehr deutlich eine Spaltung forcierte. Jetzt unterschreiben sie mit Nagel einen Brief. Wieso tun Sie das? MfG L.M.

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau M.,

ich danke Ihnen herzlich für Ihre Zuschrift und verstehe Ihre Enttäuschung über die aktuelle Situation in der Partei DIE LINKE und die innerparteilichen Konflikte, die sich in den letzten Wochen und Monaten zweifellos zugespitzt haben.

Meine Position bleibt nach wie vor: Ich kämpfe für eine gemeinsame Zukunft in dieser Partei! Die Aussagen meiner geschätzten Fraktionskollegin Gesine Lötzsch teile ich. Sie meinte unlängst, wir sind in der Partei DIE LINKE nicht zu viele Menschen, deshalb müsse die Partei alle Kräfte bündeln. DIE LINKE müsste eigentlich ein Interesse daran haben, so eine Genossin wie Sahra Wagenknecht zu halten und das, was sie gut kann, auch zu nutzen für die politische Arbeit.

Ich habe den Brief unterschrieben, weil ich davon überzeugt bin, dass eine Parteineugründung nicht der richtige Weg ist, um die gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen, vor denen wir stehen. Ich glaube an die Kraft und die Vielfalt der LINKEN als eine linke Volkspartei, die sich für soziale Gerechtigkeit, Frieden, Demokratie und Ökologie sowie eine gesellschaftliche Alternative jenseits des Kapitalismus einsetzt. Ich bin der Überzeugung, dass wir nur gemeinsam stark sind und dass wir unsere Differenzen in einem demokratischen und solidarischen Prozess austragen müssen. Deshalb setze ich mich weiterhin dafür ein, dass wir als Partei wieder zusammenfinden und einen konstruktiven Dialog führen.

Ich möchte Ihnen versichern, dass ich den Brief nicht als eine Abrechnung mit Frau Wagenknecht oder anderen Mitgliedern der Partei verstehe. Ich habe großen Respekt vor der politischen Leistung von Frau Wagenknecht und schätze ihre Beiträge zur gesellschaftlichen Debatte sehr. Ich bin auch nicht gegen eine kritische Auseinandersetzung mit den Positionen und Strategien der LINKEN. Ich bin aber gegen eine Spaltung der Partei und eine Abwertung derjenigen, die andere Ansichten vertreten. Ich finde es bedauerlich, dass es in der Vergangenheit zu persönlichen Angriffen und Diffamierungen gekommen ist, die das Klima in der Partei vergiftet haben. Das gilt auch für den Umgang mit mir selbst, als ich mich um den Parteivorsitz beworben habe. Ich habe damals versucht, das nicht persönlich zu nehmen und mich auf die inhaltliche Diskussion zu konzentrieren.

Ich möchte auch betonen, dass ich Juliane Nagel als Genossin, Antifaschistin und Stadtratsfraktionskollegin schätze, die sich seit Jahren für die Rechte von Mietern, Geflüchteten, Migranten und marginalisierten Gruppen einsetzt. Ich bin mir bewusst, dass wir in einigen Fragen unterschiedliche Meinungen haben, aber ich sehe das nicht als einen Grund, sie auszugrenzen oder zu verurteilen. Ich bin bereit, mit ihr und allen anderen Mitgliedern der Partei einen fairen und solidarischen Umgang zu pflegen, genauso wie mit den anderen Unterzeichnern des Briefes „In Verantwortung und Solidarität für unsere Partei DIE LINKE“.

Ich weiß, dass es nicht einfach ist, die Wunden zu heilen, die durch die Konflikte entstanden sind. Aber ich bin überzeugt, dass es möglich ist, wenn wir uns auf unsere gemeinsamen Ziele besinnen und uns gegenseitig respektieren. Ich hoffe, dass Sie trotz Ihrer Bauchschmerzen weiterhin DIE LINKE unterstützen und mit uns gemeinsam für eine bessere Welt jenseits der bestehenden Gesellschaftsordnung kämpfen.

Mit freundlichen Grüßen

Sören Pellmann

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