Sehr geehrte Frau Domscheit-Berg, laut RKI liegen in den Bundesländern mit hohen Impfquoten die Inzidenzen meist höher, als in Ländern mit geringerer Impfquote. Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

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Anke Domscheit-Berg
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Frage von Steffen S. •

Sehr geehrte Frau Domscheit-Berg, laut RKI liegen in den Bundesländern mit hohen Impfquoten die Inzidenzen meist höher, als in Ländern mit geringerer Impfquote. Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

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Sehr geehrter Herr S.,

die von ihnen beschriebene Lage ist nur bei der neuen Omikron Variante zu beobachten, wozu zwei Faktoren beitragen:

  1. die Impfungen schützen zwar weiterhin sehr stark vor einem schweren Verlauf der Krankheit, aber nicht mehr wirksam gegen eine Infektion und auch nicht mehr vor Ansteckung Dritter.

  2. Omikron ist vielfach ansteckender als bisherige Varianten

Bei der Deltavariante waren die Inzidenzen in Bundesländern mit niedrigeren Impfquoten (z.B. Sachsen, Thüringen) besonders hoch, da war es also noch anders. Ihre Aussage betrifft also den aktuell spezifischen Fall.

Ein weiterer Aspekt ist vermutlich, dass Bundesländer mit sehr hohen Impfquoten auch viele Geimpfte haben, deren Impfungen schon etwas länger zurückliegen. Damit lässt auch die Schutzwirkung der Impfung nach – vor allem die gegen Ansteckung und Infektion.

Meine Schlußfolgerungen sind die folgenden:

  • Der Impfstoff sollte auf neue Varianten wie Omikron angepasst werden (das passiert bereits), um noch besser vor Ansteckung zu schützen

  • Maßnahmen wie Distanz-halten und Maske tragen sind weiter wichtig

  • Booster-Impfungen müssen verstärkt beworben und bereitgestellt werden, denn Geboosterte haben einen besseren Schutz als nur zweifach Geimpfte

Die von manchen verbreitete Behauptung, die Impfungen brächten nichts, weil es auch bei Geimpften viele Ansteckungen gäbe, teile ich nicht, denn dass trotz hoher Inzidenzen unsere Krankenhäuser noch nicht kollabiert sind, hat wesentlich damit zu tun, dass wir immerhin eine Impfquote von über 74% erreicht haben. Mich beunruhigen trotzdem vor allem die 3 Millionen Ungeimpften über 60 Jahre, denn sie sind besonders gefährdet, schwerere Verläufe zu erleiden oder sogar zu sterben. Das ist dann nicht nur für diese Personen selbst ein Problem, sondern auch für andere Kranke, die wegen überlasteter Krankenhäuser keine angemessene Behandlungen und Operationen mehr erhalten können. Solche Fälle sind mir persönlich bekannt (z.B. Absage von Operationen wegen Covid-19 Überlastung, Absage von Reha-Maßnahmen etc.).

Mit freundlichen Grüßen,

Anke Domscheit-Berg

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