Wir machen uns große Sorgen wegen der geplanten Schließung von 3 Krankenhäusern im Umfeld, zumal auch das Ratinger Krankenhaus schon Probleme hat.Gibt es hier grundsätzliche Probleme der Finanzierung?

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Christian Untrieser
CDU
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Frage von Barbara Z. •

Wir machen uns große Sorgen wegen der geplanten Schließung von 3 Krankenhäusern im Umfeld, zumal auch das Ratinger Krankenhaus schon Probleme hat.Gibt es hier grundsätzliche Probleme der Finanzierung?

Kann es wirklich sein, dass nach den Belastungen der Coronapandemie nun die Krankenhäuser, anders als die Energieversorger, von der Gesellschaft fallengelassen werden, mit allen Folgen für die Bevölkerung? Wir haben leider den Eindruck, dass die Politik ihrer Verpflichtung, für eine ausreichende Gesundheitsvorsorge zu sorgen, nicht nachkommt. Bitte überzeugen Sie uns vom Gegenteil!

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Z.,

 

genauso wie Sie war ich von der plötzlichen Entscheidung der Kplus-Gruppe, auch die Krankenhäuser in Haan und Hilden zu schließen, sehr überrascht. Ich teile Ihre Einschätzung, dass eine Schließung aller drei Standorte der Kplus-Gruppe uns im Kreis in eine sehr herausfordernde Situation in der Gesundheitsvorsorge bringen würde.

Aus diesem Grund bin ich seit den letzten Wochen beinahe jeden Tag in Gesprächen und versuche mit meinen Abgeordnetenkollegen, mit dem Landrat Thomas Hendele, den Bürgermeistern von Haan und Hilden und weiteren Vertretern alles, um am Ende eine vernünftige Lösung zu erreichen. Allein in den letzten Wochen hatte ich zwei Termine mit Herrn Minister Laumann direkt und darüber hinaus weitere Gespräche mit der zuständigen Fachabteilung im Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales. Ich kann darüber nicht im Detail berichten. Nur soviel: Wir sind doch recht überrascht, warum die Kplus-Gruppe in einem noch laufenden Verfahren (die Möglichkeit der Anhörung war noch bis zum 22.10. gegeben!) die Schließung verkündet und Mitarbeitern kündigt. Hier besteht die ganz große Gefahr, dass Ärzte und Pfleger schnell bei anderen Krankenhäusern ein neues Beschäftigungsverhältnis eingehen und dann in Haan oder Hilden nicht mehr zur Verfügung stehen. Wie begehrt diese Arbeitskräfte derzeit bei jedem Krankenhaus sind, haben wir alle in den letzten Tagen erfahren. Karl-Josef Laumann versucht mit Hochdruck, einen anderen Krankenhausbetreiber zu finden, der für die Kplus-Gruppe einspringen würde. Aus Sicht des Ministeriums sind die den Krankenhäusern Haan und Hilden gewährten Leistungsgruppen auch für einen wirtschaftlichen Betrieb ausreichend. Es wäre wirklich fatal, wenn eine solche Übergabe daran scheitert, dass das Personal schon weg ist.

Ich bin dem Gesundheitsminister Laumann sehr dankbar, dass sich nun eine Lösung für das Hildener Krankenhaus abzeichnet. Er hat vermittelt, dass die Trägergemeinschaft GFO, die u.a. das Krankenhaus in Langenfeld betreibt, ernsthaft über einen Weiterbetrieb des Hildener Krankenhauses verhandelt. Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern, aber ich hoffe, dass am Ende eine gute Entscheidung steht. Auch für das Haaner Krankenhaus setze ich mich, mit vielen Mitstreitern, gemeinsam ein. Ob hier schlussendlich ein klassisches Krankenhaus bereit stehen wird oder eine Art Dependance oder Gesundheitszentrum, muss die Zeit zeigen.

Ich möchte Ihnen aber auch einen gesundheitlichen Aspekt mitteilen, der in der Zukunft für eine Zusammenlegung von Krankenhäusern im Rahmen der demnächst erfolgenden Krankenhausreform in Deutschland (aufgrund der chaotischen Insolvenz ist das Planungsverfahren für den Kreis Mettmann nun vorgezogen) spricht: In meiner Familie arbeiten mehrere Personen als Ärzte im Krankenhaus. Nach deren Schilderung gab es bisher beispielsweise in Solingen ein Krankenhaus mit einer Neurologie (Ohligs) und ein Krankenhaus mit einer Neurochirurgie (Städt. Klinikum). Bei einem Notfall kann das medizinische Personal eines Krankenwagens aber nicht immer ganz genau diagnostizieren, ob die Neurologie oder die Neurochirurgie die bessere Wahl wäre. Der Patient hat damit bei der Fahrt ins Krankenhaus eine 50prozentige Chance, auf die eigentlich fachlich bessere Abteilung zu kommen. In Zukunft werden Neurologie und Neurochirurgie in einem Haus sein. Der Weg in die richtige Abteilung ist dann natürlich kürzer, wenn man per Zufall in der falschen gelandet ist. Aus diesem Grunde sind größere medizinische Einheiten sinnvoll und im Sinne einer guten Gesundheitsvorsorge vorteilhaft. Zum Anderen zwingt uns der erhebliche und sich in Zukunft verschärfende Fachkräftemangel von Ärzten und Pflegern dazu, das vorhandene Krankenhauspersonal so effizient wir möglich einzusetzen. Aktuell sind in unseren Krankenhäusern beispielsweise Betten stillgelegt und Ärzte "an der falschen Stelle" in einem Krankenhaus, weil genau dort ausreichend Pflegekräfte fehlen. Das ist auch in Zustand, den wir uns in Zukunft aus Gründen des Patientenwohls nicht länger werden erlauben können, auch wenn dann leider die Wege für einige ins Krankenhaus weiter werden und vor allem die Besuchsmöglichkeiten für nicht besonders mobile Personen erschwert werden.   

 

Sehr geehrte Frau Z., ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort etwas weiterhelfen.

 

Mit freundlichen Grüßen

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