Frage an Franziska Brantner bezüglich Familie

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Franziska Brantner
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Frage von Marina E. •

Frage an Franziska Brantner von Marina E. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau DR.Franziska Brantner!

Ich bin 1999 von Rusland nach Deutschland gezogen und habe hier einen Deutschen Mann kennengelernt, geheiratet und die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Mittlerweile haben wir eine 14 jährige Tochter die das Gymnasium in der neunten Klasse besucht und dort Klassenbeste ist, desweiteren haben wir einen 9 jährigen Sohn der leider an Autismus-Spectrum-Störung leidet und in die dritte Klasse einer Sprachheilschule geht. Warum Sprachheilschule?, ganz einfach weil es in Deutschland keine Schule für Autisten gibt. Leider ist mein Mann inzwischen ein Pflegefall geworden, so das er von mir gepflegt wird. Meine Frage geht dahin: Warum gibt es in Deutschland keinerlei Hilfe für Familien mit einem Autistischen Kind, warum wird da so wenig getan? Selbst für eine Schulbegleitung für den kleinen mußten wir vor das Sozialgericht gehen bis diese genehmigt wurde. Solche Zustände kenne ich von Rusland, jedoch von Deutschland hätte ich dies nicht erwartet.

MfG

Frau M. Eder

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Sehr geehrte Frau Eder,

es tut mir Leid zu erfahren, dass Sie für Ihren Sohn die notwendige Unterstützung vor Gericht erstreiten mussten. Von solchen Fällen hören wir immer wieder - nicht nur bei Kindern mit Autismus. Leider machen viele behinderte Menschen und deren Eltern die Erfahrung, dass sie zwischen verschiedenen Ämtern hin- und her geschickt werden, weil keines für die Finanzierung zuständig sein will. Um die Integrationshelfer gibt es dabei besonders häufig Auseinandersetzungen, weil bei diesem Thema das Schulsystem und das System der Leistungen zur Teilhabe aufeinander treffen.
Wir thematisieren seit Jahren das unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten teils problematische Vorgehen von Trägern der Leistungen zur Teilhabe und Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen. Dabei setzen wir uns konsequent dafür ein, dass die Träger den Leistungsberechtigten zügig und unbürokratisch die ihnen zustehenden Leistungen bewilligen. Leider konnten wir dafür bisher keine Mehrheit finden.

Dass es keine spezielle Schule gibt, an der nur Kinder mit Autismus unterrichtet werden, halte ich nicht für problematisch. Unser Bildungssystem ist viel zu stark darauf ausgerichtet, Kinder und Jugendliche voneinander zu trennen. Das hat zur Folge, dass gerade Jugendliche, die Förderschulen besuchen, eine wesentlich schlechtere Chance erhalten, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.
Selbstverständlich kann der gemeinsame Unterricht nur gelingen, wenn die entsprechend notwendige Unterstützung zur Verfügung steht und sich alle Lehrerinnen und Lehrer dazu in der Lage sehen, Kinder mit und ohne Behinderungen zu unterrichten. Das erreicht man nur, wenn man sich auf den Weg macht.

Mit freundlichen Grüßen
Franziska Brantner

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