Frage an Franziska Brantner bezüglich Frauen

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Franziska Brantner
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Dr.med.Richard H. •

Frage an Franziska Brantner von Dr.med.Richard H. bezüglich Frauen

Werden Sie im nächsten Bundestag, wenn es zur Abstimmung über das "Nordische Modell" kommt ( Bestrafung der Freier, Straffreiheit für die Prostituierten und Ausstiegshilfen, sowie Aufklärung der Öffentlichkeit über die Schädlichkeit der Prostitution als Menschenrechts- u. Menschenwürdeverletzung Art.1 GG ) , für das "NORDISCHE MODELL stimmen ?
Mit freundlichen Menschenrechte und Menschenwürde Art 1 GG achtenden Grüßen Dr. med. Richard Heil

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Dr. Heil,

viele Frauen arbeiten aus unterschiedlichen Beweggründen in den unterschiedlichsten Bereichen der Prostitution. Sowohl die Lebenssituation als auch die Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen sind vielfältig und unterschiedlich. Das muss auch die Politik und die Gesetzgebung beachten.

Das Prostitutionsgesetz von 2002 war ein erster Schritt die rechtliche und soziale Lage von Prostituierten zu verbessern - aber ich bin der Meinung, dass es noch einigen Verbesserungsbedarf gibt. Es braucht weitere Maßnahmen, um den Menschenhandel und Zwangsprostitution noch entschlossener zu bekämpfen. Ich stehe dem nordischen Modell nahe, denke aber, dass man es nicht 1:1 übernehmen kann und glaube, dass wir vor allem endlich konkrete Verbesserungen brauchen statt Systemfragen zu wälzen.

Wir als Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen wollen die Rechte und den Schutz von Frauen und Männern, die in der Prostitution arbeiten, durchsetzen und stärken. Prostitution ist kein Job wie jeder andere. Wir verschließen nicht die Augen vor den äußerst schwierigen Arbeitsbedingungen und den oft gefährlichen Begleitumständen, wie von Ihnen erwähnt etwa Gewalt durch Freier oder Zuhältern. Hier müssen Hilfe und Unterstützung ebenso wie weitere Straftatbestände ansetzen. Ein Verbot von Prostitution halten wir nicht für zielführend. Studien zu den Auswirkungen der erwähnten gesetzlichen Regelungen in Schweden und anderen nordischen Ländern sind umstritten und uneindeutig und damit von begrenzter Aussagekraft. So ist von schwierigeren Bedingungen für die Prostituierten auszugehen, von mehr Illegalität, mehr Ausbeutung und Gewalt oder Gesundheitsgefährdung.

Trotzdem braucht es dringend auch in Deutschland weitere, auch gesetzliche, Verbesserungen. Die aktuelle Situation ist nicht haltbar.

Mit freundlichen Grüße, Franziska Brantner

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