Frage an Günter Herbig bezüglich Bildung und Erziehung

Da lacht er, zwischen Haarkranz und Vollbart, dunkel gerandete Brille
Günter Herbig
DIE LINKE
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Frage von Daniela B. •

Frage an Günter Herbig von Daniela B. bezüglich Bildung und Erziehung

Guten Tag Herr Herbig,
aus den Reutlinger Nachrichten vom 08.02. erfährt man, dass die Tübinger Kinderklinik aus allen Nähten platzt. 100 Kinder sind auf der Warteliste. Waschzwang, Magersucht, Isolation.... Was wollen Sie tun um die Kinder vor den Folgen der Maßnahmen und der Bildungslücke zu schützen? Vielen Dank Daniela Beck

Da lacht er, zwischen Haarkranz und Vollbart, dunkel gerandete Brille
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Beck,

Sie haben mir über Abgeordnetenwatch folgende Fragen gestellt:

„Guten Tag Herr Herbig,
als Folge der Maßnahmen ist die Tübinger Kinderklinik völlig überlastet - 100 Kinder sind auf der Warteliste. Was wollen Sie tun um die Kinder vor den psychischen (Isolation) und körperlichen Folgen (z.B. Atemnot unter der Maske) und der Bildungslücke zu schützen? Vielen Dank Daniela Beck!“

Sehr geehrte Frau Beck,

danke für Ihre Frage auf dem Portal abgeordnetenwatch.de.

Den von Ihnen ursprünglich benannten Artikel von den Reutlinger Nachrichten vom 8.2.2021 habe ich leider nicht gefunden. Die von Ihnen genannten „100 Kinder auf der Warteliste“ wären schon eine dramatische Angelegenheit. Ich habe deshalb sowohl die Zeitung als auch die Klinik (den Personalrat) dazu angeschrieben und nachgefragt.

Unabhängig davon haben wir im „Musterländle“, nicht nur Corona-bedingt, großen Mangel an Personal praktisch in allen Kliniken. Aufgrund der Unterfinanzierung durch das Land fehlt den Krankenhausträgern (z.B. Kommunen, Landkreise) das Geld für die Ausstattung und Unterhaltung. Oft werden dann Betten stillgelegt, Geld abgezweigt für Zwecke, für die eigentlich das Land zuständig wäre. (So treibt man eigentlich funktionierende Kliniken übrigens in die Privatisierung und dort unter Profitzwänge.) Das Personal ist aber dennoch permanent überlastet. Tausende Pflegekräfte haben deshalb den Job gewechselt oder resigniert aufgegeben. Mit besseren Gehältern, besseren Personalschlüsseln könnten viele heute in der Coronapandemie zurückgeholt werden. Dazu braucht es aber die entsprechenden (linken) Stimmen im Landtag.

Die psychischen Folgen für Kinder werden mittlerweile von Studien erfasst und betreffen fast 30 Prozent. Das ist schlimm. Bedauerlich, dass ausgerechnet Eltern demonstrativ ungeschützt auf die Straße gehen und die Corona-Gefahr völlig ignorieren. Diese Ignoranten wie alle Corona-Leugner tragen ein gehöriges Maß an Mitverantwortung für den aktuellen Lockdown, der über Weihnachten und Neujahr aus meiner Sicht nicht hätte gelockert werden dürfen. (Nach naturwissenschaftlichem Studium und 30 Jahren im medizinischen Umfeld erlaube ich mir diese Meinung).

Atemnot: Grundsätzlich wird der Körper in Ruhe mit ausreichendem Sauerstoff auch unter einer Maske versorgt. Studien beweisen dies. Auch die u.a. CO2-Entsorgung funktioniert da. Anders bei Anstrengung. (Habe ich neulich am Infostand in RT selbst erfahren, als ich in der Pause eines Musikers mit dessen Gitarre selbst ein Stück mit Gesang und Maske dargeboten habe.) Viel wichtiger erscheint mir aktuell das Ergebnis einer neuen Studie, dass die Ansteckungsgefahr in Schulen und Am Arbeitsplatz bei langer Verweildauer weitaus größer ist, als wir bisher angenommen haben. https://www.tagesspiegel.de/wissen/studie-zu-ansteckungen-schule-friseur-supermarkt-so-hoch-ist-das-infektionsrisiko/26900620.html

Bei der Öffnung von Schulen sollten also Wechsel- und Hybridmodelle dafür sorgen, dass die Verweildauer allenfalls einem halben Schultag entspricht.
Und natürlich weiß ich um die Probleme für Eltern, die damit konfrontiert sind. Aber die neue COVID19-Variante und der schleppende Impffortgang legen so etwas nahe.

Insgesamt werden unglaublich mehr Kinder als vor Corona bildungsmäßig abgehängt. Ich komme deshalb zu dem Gedanken, dass man doch bitte das Schuljahr für die meisten Schulen und Jahrgänge einfach wiederholen sollte, ausgenommen vielleicht Prüfungsjahrgänge. Sollte man diskutieren.
Es ist ein Skandal, wie die Landesregierung mit der drohenden Bildungskatastrophe umgegangen sind. Und auch hier zeigt sich, das der Bildungsnotstand nicht erst durch Corona entstanden ist. (Beispiel Digitalisierung)

Sehr geehrte Frau Beck, gerne werde ich „nachlegen“, wenn ich ggf. konkrete Informationen zur Situation in der Kinderklinik der UKT bekommen habe.

Mit freundlichen Grüßen

Günter Herbig
Landtagskandidat der Partei Die LINKE. Reutlingen