Frage an Margit Stumpp bezüglich Umwelt

Margit Stumpp
Margit Stumpp
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Philipp S. •

Frage an Margit Stumpp von Philipp S. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Stumpp,

ich habe eine Frage aus dem Bereich Umwelt/Energie für Sie:

Wäre es für Sie sinnvoller, erst Kraftwerke und Anlagen, die mit regenerativer Energie arbeiten zu bauen, um uns die Stromversorgung zu sichern, bevor wir konventionelle Kraftwerke (Kernkraftwerke, Kohlekraftwerke, usw.) schließen?

Meiner Meinung nach sollte dies so sein, weil wir sonst alle (effizienten, aber dreckigen) konventionelle Kraftwerke schließen, bevor wir die gleiche Kapazität mit erneuerbaren Energien erreichen.

Danke im Voraus.

Freundliche Grüße

Ihr potentieller Wähler
P. S.

Margit Stumpp
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr S.,

Sie haben vollkommen recht: Anlagen müssen erst gebaut werden, damit sie produzieren können. Dieses ist seit den 90er Jahren im vollen Gang. Unsere Photovoltaikanlage speist z.B. seit 1991 ins Stromnetz ein.

Seit dem hat sich sowohl der Wirkungsgrad der Anlagen als auch die Anzahl enorm gesteigert. Diese Entwicklung geht weiter. Dank Massenproduktion sind Photovoltaikanlagen auch billiger geworden. Gleichzeitig sind Biogas- und Windkraftanalgen weiter entwickelt und anwendungsfähig geworden.

Deutschland ist inzwischen zum Stormexportland geworden. Z.B. www.iwr.de/news.php?id=30209

oder www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/strommarkt-der-zukunft.html

Exportiert werden leider nicht die Überschüsse aus den Regenerativen, sondern aus dreckiger Braunkohle, weil diese Kraftwerke behäbig zu steuern und auf Grund der politischen Rahmenbedingungen noch wirtschaftlich sind. Kohle- und Atomstrom genießen faktisch und entgegen unseren Absichten Einspeisevorrang, das ist ein Skandal!

Laut Bundeswirtschaftsministerium betrug der Exportüberschuss 2016 53,7 Terawattstunden, das sind fast 10% der deutschen Stromerzeugung.

Ein Block des AKW Gundremmingen liefert rund 10 Mrd KwH, also einen verschwindend geringen Anteil mit enormen Langzeitfolgen.

Das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde mit 6 Blöcken erzeugt 22 Terwattstunden, also ca. 40 % dieses Überschusses, verusacht aber mit 23,3 Millionen Tonnen CO² die vierthöchsten Treibhausgasemissionen europäsicher Kraftwerke! https://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_J%C3%A4nschwalde

Der Ausbau der Erneuerbaren würde deutlich schneller voran schreiten, wenn die politischen Schranken fallen würden. Viele Mittelständler halten sich gerade mit der Installation von Photovoltaik zurück, weil der Eigenverbrauch über das EEG die Produktionskosten verdoppelt. Die Erzeugung liegt derzeit bei ca. 6-8 Ct, dazu kommt das EEG mit rd. 6 Ct, auf den selbst erzeugten Strom!

Dreckige Kohle wird dagegen mit Prämien im Netz gehalten. Deutlich sauberere und flexibel steuerbare Gaskraftwerke lohnen sich wirtschaftlich gerade nicht, weil es für Steuerkapazitäten keine Prämien gibt.

Völlig vernachlässigt wird, das Gas aus der Umwandlung von überschüssigem regenerativem Strom sowohl Speicher als auch Wärmelieferant sein kann.

Um nicht zu ausführlich zu werden: Es gibt mit der richtigen politischen Rahmensetzung keinen Engpass, nicht für den Atomausstieg bis 2022 und auch nicht für den Kohleausstieg bis 2030. Dazu hat die Grüne Fraktion einen Plan vorgelegt:

www.gruene-bundestag.de/energie/es-ist-zeit-fuer-den-kohleausstieg-17-01-2017.html

www.gruene-bundestag.de/energie/fahrplan-fuer-den-kohleausstieg-22-08-2016.html

Sie können unsere Ziele auch im Wahlprogramm nachlesen:

www.gruene.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/BUENDNIS_90_DIE_GRUENEN_Bundestagswahlprogramm_2017.pdf#page=48

Sehr geehrter Herr S.,

der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, die übrigens mit über 10 ct/KWh subventioniert werden, gelingt ohne Engpässe, wenn man das gezielt plant und vorantreibt.

Das haben wir Grünen seit Jahren in unseren Programmen verankert.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Margit Stumpp