Frage an Oliver Krischer bezüglich Verbraucherschutz

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Oliver Krischer
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Klaus-Jürgen E. •

Frage an Oliver Krischer von Klaus-Jürgen E. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrter Herr Oliver Krischer,

als Schlußfolgerung aus der von den Grünen veranlassten Studie zu den überhöhten Energiepreisen empfehlen Sie den Anbieterwechsel.

Kennen Sie einen Energieanbieter, der sich nicht auf Kosten privater Kunden bereichert?

Ist Ihnen bekannt, dass betrügerische Anbieter mit Billigtarifen werben, die sich dann nach Vertragsabschluss als sehr teuer herausstellen?

Leisten Sie mit Ihrem Vorschlag nicht indirekt Beihilfe zu diesen Betrügereien?

Was halten Sie von Preisbindung Stand 2008 für private Haushalte?

Mit freundlichen Grüßen!

Klaus-Jürgen Ende

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Ende,

herzlichen Dank für Ihre Mail.

Ein Blick auf die verschiedenen Vergleichsportale im Internet verdeutlich sehr schnell, dass es bei Stromtarifen für Privatkunden zum Teil erhebliche Preis- und auch Qualitätsunterschiede gibt. Deshalb macht es - wie jedem anderen Produkt auch - sehr wohl Sinn, sich die Anbieter und deren Produkte und Preise sehr genau anzusehen und dann zu entscheiden, ob ein Anbieterwechsel für einen selbst sinnvoll sin könnte. Ich selbst bin Kunde bei einem anerkannten Ökostromanbieter und zahle dort für den zertifizierten Ökostrom weniger als beim hiesigen Regionalversorge mit seinem Mix aus größtenteils Kohle- und Atomstrom.

Leider ist es so, dass 85% der Stromkundinnen und -kunden seit der Liberalisierung des Energiemarkts vor über 10 Jahre bis heute noch nie ihren Stromanbieter gewechselt haben, obwohl das inzwischen sehr einfach und absolut rechtssicher möglich ist. Ein Großteil der Kundinnen und Kunden ist sogar immer noch in den teuren Grundversorgungstarifen, obwohl sogar der gleiche Versorger günstigere Tarife im Angebot hat.

Diese nach wie vor immer noch viel zu geringe Wechselbereitschaft der Kundinnen und Kunden ist auch eine Ursache dafür, dass die Versorger in der Vergangenheit regelmäßig die Preise für Privatkunden erhöht haben, obwohl die Preise an der Strombörse gesunken und auch Abgaben sich nicht erhöht haben. Steuern, Abgaben und Umlagen sind übrigen für alle Anbieter in einer Region immer gleich. Energieversorgungsunternehmen können sich heute leider immer noch viel zu häufig verlassen, dass ihre Kundinnen und Kunden ihnen treu bleiben trotz ungerechtfertigter Preiserhöhungen. Im Telekommunikationsbereich ist die Wechselbereitschaft dagegen viel höher und der Wettbewerb ausgeprägter mit der Folge stark gefallener Preise in den letzten 15 Jahren.

Natürlich gibt es auch immer wieder unseriöse Anbieter. Hier gilt es - wie bei allen Produkten - genau hinzuschauen und sich z. B. bei der Verbraucherzentrale zu informieren. So ist etwa bei einem Angebot, bei dem Vorkasse verlangt wird, immer Vorsicht geboten.

Von einer generellen Preisbindung halte ich nichts und halte sie angesichts der unterschiedlichen Erzeuger- und Händlerstruktur in Deutschland auch nicht für durchführbar. In den Zeiten der Strommonopole bis Ende der 1990er Jahre haben die Versorger auch auf vielfältige Weise durch ihre Monopolstellung ungerechtfertigte Gewinne gemacht.

Wir brauchen neben mehr Wettbewerb im Strommarkt und aufmerksamen Kunden aber in der Tat auch eine wirksame Kontrolle der Strompreise und wirksame Maßnahmen des Staates überall dort, wo durch Marktversagen offensichtlich ungerechtfertigte Gewinne entstehen, wofür die die immer neuen Rekordergebnisse der Energiekonzerne ein Hinweis sind.

Mit freundlichen Grüßen

Oliver Krischer