Wie könnte man gewährleisten, dass Personen, die im Leben stehen durch ein soziales Engagement oder eine eingeführtes soziales Pflichtjahr nicht aus dem Leben gerissen wird?

Im Abgeordnetenhaus
Petra Vandrey
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Ben M. •

Wie könnte man gewährleisten, dass Personen, die im Leben stehen durch ein soziales Engagement oder eine eingeführtes soziales Pflichtjahr nicht aus dem Leben gerissen wird?

Sehr geehrte Frau Vandrey, im Zuge eines Schulprojektes habe ich die Aufgabe, eine Person, aus dem politischen Millieu eine selbst erarbeitete Frage zu stellen.
Hintergrund der Frage ist die Debatte um ein soziale Pflichtjahr.
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.

Im Abgeordnetenhaus
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr M.,

zu der Frage des sozialen Pflichtjahres hier meine Einschätzung:

Die meisten Menschen, egal welchen Alters, haben eine Vorstellung davon, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Gerade junge Menschen, für die derzeit ein soziales Pflichtjahr diskutiert wird, haben oft schon einen klaren Plan, wie es nach der Schule weitergehen soll. Einige haben schon einen Studien- oder Ausbildungsplatz. Andere entscheiden sich für Auslandsaufenthalte oder soziales Engagement im Rahmen eines Freiwilligendienstes oder einfach eine Auszeit. Alle diese Lebenswege haben ihre Berechtigung. Ein soziales Pflichtjahr würde diese Menschen erheblich in ihrer Lebensführung beeinträchtigen. Eine solche Verpflichtung finde ich nicht gut. Wir Grüne setzen uns für die die Selbstbestimmung junger Menschen ein. Die Freiwilligkeit ist für junge Menschen bei der Entscheidung für einen sozialen, ökologischen, kulturellen, politischen oder internationalen Dienst in der Orientierungsphase nach der Schule ein wichtiger Punkt. Anstatt einen Pflichtdienst einzuführen, wollen wir die freiwilligen Angebote ausbauen. Alle jungen Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten wollen, müssen die Möglichkeit dazu bekommen.
Laut dem dritten Engagementbericht der Bundesregierung engagieren sich bereits gut zwei Drittel aller jungen Menschen für einen gesellschaftlichen Zweck. Junge Menschen müssen nicht für soziale Aufgaben verpflichtet werden. Es ist notwendig, die Struktur der Freiwilligendienste so zu stärken, dass alle jungen Menschen daran teilnehmen können und von dieser Möglichkeit wissen.
Die Bundesregierung hat sich hierfür ambitionierte Reformen vorgenommen: Das Taschengeld für die Freiwilligen soll angehoben und das Angebot für unterschiedliche Bedürfnisse erweitert werden, indem wir digitale- und Teilzeitdienste schaffen und auch den internationalen Freiwilligendienst stärken. Durch die Erhöhung des Taschengeldes sollen unabhängig von der sozialen Herkunft noch wesentlich mehr jungen Menschen ein freiwilliger Dienst ermöglicht werden. Wir setzen uns dafür ein, die Wertschätzung für die jungen Freiwilligen zu erhöhen und die Beantragung von staatlicher Unterstützung für laufende Kosten während des Freiwilligendienstes zu vereinfachen.

Was möchten Sie wissen von:
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Petra Vandrey
Bündnis 90/Die Grünen