Frage an Rüdiger Kruse bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Rüdiger Kruse
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Frage von Guido F. •

Frage an Rüdiger Kruse von Guido F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Kruse,

angesichts Ihrer Auffassung, Cannabiskonsum sei in der Bundesrepublik illegal und Ihrer Verwendung offensichtlich falsch verstandener Statistiken, frage ich mich, ob Ihr drogenpolitisches Hintergrundwissen überhaupt ausreicht, vernunftorientiert über die Einschränkung von Freiheitsrechten mitentscheiden zu können.

Tatsächlich heißt es in den Drogen- und Suchtberichten der Jahre 2008 und 2009, dass 600.000 Menschen zwischen 18 und 64 Cannabis missbräuchlich verwenden und 220.000 davon als abhängig gelten. Im Drogen- und Suchtbericht aus dem Jahr 2007 ist zu lesen, dass ca. 2 Mio. Menschen Cannabis regelmäßig konsumieren und etwa 400.000 Personen von Cannabis abhängig sind oder ihn missbräuchlich verwenden.
Können Sie erklären, wie die Zahl der abhängigen und missbräuchlichen Verwender, trotz rückläufiger Lebenszeit- und 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums und gleichbleibender Verbreitung des regelmäßigen Gebrauchs, plötzlich um 50 % von 400.000 auf 600.000 ansteigen konnte?

In der BRD sind 3.3 Mio. Menschen abhängig von Alkohol oder konsumieren ihn missbräuchlich, fast 10 Mio. trinken täglich gesundheitsschädliche Mengen und mehr als 73.000 sterben jedes Jahr aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums allein oder in Kombination mit Tabak ( vgl. : http://tinyurl.com/DHS-Alko ).
393.000 Personen wurden 2008 wegen alkoholbedingter Krankheiten behandelt, 333.000 davon wegen psychischer und Verhaltensstörungen (*). Damit ist Alkohol für insgesamt 60-mal so viele Behandlungsfälle verantwortlich wie der Gebrauch von Cannabis.
Objektiv betrachtet, ist Alkohol in jeder Hinsicht eine sehr viel gefährlichere Droge als Cannabis (vgl. http://tinyurl.com/35rhl35 , http://tinyurl.com/3azcw6w , http://tinyurl.com/2jmp5r , http://tinyurl.com/Krumdiek ).

Warum sind Sie trotzdem gegen ein Alkoholverbot?

Freundliche Grüße
Guido Friedewald

(* Quelle: "Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000" über www.gbe-bund.de , Stichwortsuche: Alkohol, bzw. Cannabinoide)

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CDU

Sehr geehrter Herr Friedewald,

vielen Dank für Ihre Nachfrage zum Thema Drogenpolitik.

Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass Cannabis bei Missbrauch schädlich sein kann. Deshalb werde ich mich nicht für eine Legalisierung dieser Droge einsetzen.

Die Frage eines Alkoholverbots, wie Sie es in Ihrer Frage implizieren, stellt sich m. E. derzeit nicht. In Europa ist der Alkoholkonsum kulturell determiniert. Seit Jahrhunderten gehört der Genuss von Alkohol zu unserer Kulturgeschichte.

Mit dem Verbot von Alkohol wurden in der Vergangenheit keine positiven Erfahrungen gemacht. Die Prohibition in den USA, die dafür sorgte, dass von 1919 bis 1933 alkoholische Getränke verboten waren, scheiterte letztlich. Dies lag daran, dass der gelegentliche und verantwortungsbewusste Umgang mit Alkohol für den überwiegenden Teil der Gesellschaft zur Normalität gehörte – so ist es auch heute.

Ich kann lediglich wiederholen, was ich in meiner Antwort vom 03. März bereits schrieb. Nur weil Alkohol und Tabak legal sind heißt dies nicht, dass wir auch noch ein drittes schädliches Produkt, in dem Falle Cannabis, legalisieren sollten.

Ich hoffe, dass ich Ihnen meine Ansicht verdeutlichen konnte.

Beste Grüße

Rüdiger Kruse