Frage an Sebastian Körber bezüglich Wirtschaft

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Sebastian Körber
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Frage von Uwe G. •

Frage an Sebastian Körber von Uwe G. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Körber,

Ich komme mir vor wie eine Weihnachtsgans. Während alle aus der EU rausholen was sie kriegen können, lassen wir (deutsche Steuerzahler und Bürger) uns ausnehmen wo es nur geht. Und unsere Politiker sehen nur zu und machen gute Miene zum bösen Spiel.

Zuerst päppeln wir alle, insbesondere die Iren, auf, lassen uns vorhalten was für eine tolle, zukunftsfähige Wirtschaft, niedrige Steuersätze und Wachstumsraten sie haben und nun dürfen wir sie entschulden. Das wo wir selbst kein Geld haben (1,7 Billionen EUR Staatsschulden!).

Zuvor retten wir französische Banken ( http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,697511,00.html, http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,697489,00.html ) und lassen uns durch Frankreich ausspielen wo es nur geht.

Jeder kann unsere Unternehmen, die besser aufgestellt sind, als die übernehmenden Firmen (z. B. http://www.wsws.org/de/2004/feb2004/sano-f04.shtml oder jetzt Hochtief) kaufen, ohne dass diese sich wehren können, wie dies offensichtlich in anderen EU-Ländern, z. B. Spanien und Frankreich möglich ist ( http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,475317,00.html ).

Und was machen unsere Politiker?

"Für Wirtschaftsminister Rainer Brüderle ist das freie Marktwirtschaft. Man kann es aber auch anders sehen: als Perversion der Marktwirtschaft. Belohnt wird nicht der Tüchtige, der erfolgreich gewirtschaftet hat, sondern der Trickreiche, der die laschen deutschen Gesetze nutzt, um seinen Konkurrenten zu einem Spottpreis zu übernehmen." ( http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-74735305.html )

Mein Mitgefühl geht an die Hochtiefmitarbeiter und uns deutsche Bürger.

Was tun Sie um auch die Interessen der deutschen Bürger und Steurzahler zu schützen und weshalb setzen Sie sich nicht dafür ein die Übernahmeregeln denen anderer EU-Länder anzupassen und deutsche Arbeitnehmer und Steuerzahler besser zu schützen!?

Uwe Geißendörfer

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FDP

Sehr geehrter Herr Geißendörfer,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich bitte um Nachsicht für die verspätete Antwort. Ich kann Ihre kritische Einschätzung nicht teilen: Es ist in meinen Augen weder die Aufgabe des Staates, eine Übernahme zu verhindern, noch sie zu erleichtern. Unternehmensübernahmen sind ein normaler marktwirtschaftlicher Vorgang - deutsche Unternehmen kaufen fast täglich in der Welt andere Unternehmen auf. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht prüft natürlich dabei immer aufmerksam. Hochtief ist da keine Ausnahme. Aber die Hauptverantwortung liegt beim Management. Es steht mir nicht zu, das zu bewerten. Klar ist aber, dass das Management die Aufgabe hat, dafür zu sorgen, dass sich der Wert des Unternehmens an den Aktienmärkten widerspiegelt.

Noch ein Wort zu Ihrem schiefen Bild von Europa als Selbstbedienungsladen: Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder haben mit ihren aktuellen Beschlüssen eine gute Grundlage dafür gelegt, Vertrauenskrisen frühzeitig und umfassend zu unterbinden. Ein Auseinanderbrechen der Eurozone muss nach unserer Überzeugung ebenso vermieden werden wie ein unkontrollierter Ausfall eines Staates. Ein Eingreifen liegt nicht zuletzt im Interesse Deutschlands, das Einbrüche der Weltwirtschaft sehr schnell zu spüren bekommt. Würden wir den Euro nicht verteidigen, würden wir die gesamte wirt-schaftliche und politische Integration in Europa gefährden, die Grundlage unseres Wohlstands in Deutschland ist.

Sebastian Körber verbleibt mit freundlichen Grüßen.