Frage an Anne Franke bezüglich Energie

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Anne Franke
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Frage von Sebastian P. •

Frage an Anne Franke von Sebastian P. bezüglich Energie

Hallo,

Herr Huber macht gerade Wahlkampf mit der Atomkraft. Offenbar versucht er Bürgerinnen und Bürger davon zu überzeugen, dass Atomkraft ein probates Mittel gegen Klimawandel und Stromlieferprobleme sei.

Wie stehen Sie dazu?

Gruß Sebastian Pohl

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Pohl,

vielen Dank für die Frage, die doch so viele Gemüter bewegt. Leider hatte ich gerade die letzten drei Tage meine einzige kurze Auszeit im Wahlkampf genommen, so dass ich erst heute zur Beantwortung komme.

Was Herr Huber da treibt, ist in der Tat Volksverdummung, die leider durch Herrn Bundeswirtschafftsminister Glos und das Gefälligkeitsgutachten der Deutschen Energieagentur (dena) – von den vier großen Energieversorgern und dem Wirtschaftsministerium alimentiert – unterstützt wird. Dem Gutachten der dena, das Mitte März 2008 mit der sogenannten "Stromlücke" für Furore sorgte, konnten mittlerweile unzählige Fehler nachgewiesen werden. Zum einen übertrieb die Studie in Hinsicht auf den Stromverbrauch. So wurde der Bedarfsrückgang durch Energieeinsparung mit nur 7% angesetzt, obwohl selbst die Bundesregierung bis 2020 einen Rückgang von mindestens 11% erreichen will. Die Höchstlast, also der kurzfristig auftretende Spitzenbedarf, wird im Jahr 2020 sogar ebenso hoch angesetzt wie heute – das verwundert! Zum anderen hat die Studie die Stromproduktion sowohl aus den bestehenden fossilen Kraftwerken als auch aus den Erneuerbaren Energien und der Kraftwärmekopplung künstlich klein gerechnet. Durch diese unrealistischen Annahmen schaffte es die dena, den Strombedarf um rund 10.000 MW heraufzusetzen und ein Produktionspotenzial von 20.000 MW wegzurechnen! Deutschland erzeugt bereits heute mehr Strom als verbraucht wird. In den Jahren 2006 und 2007 erreichten die Nettostromexporte Rekordhöhen von 19 TWh – und das trotz Ausfalls von sieben AKWs wegen Störfällen. Im Übrigen fallen gerade im Atomstromland Frankreich in den Sommermonaten immer mehr AKWs wegen Überhitzung der Flüsse aus – eine Folge des Klimawandels.

Wir alle wissen, dass allein die Sonneneinstrahlung 15.000 mal soviel Energie liefert, wie wir auf der ganzen Erde brauchen. Dazu kommen Wind, Geothermie, Biomasse und Kraftwärmekopplung. Bayern hat unendliche bislang nahezu unausgeschöpfte Potentiale im Bereich der Erneuerbaren Energien.
Der Rückgriff auf die gefährliche Atomkraft, deren völlig ungelöste Endlagerungsproblematik Herr Huber nach dem Floriansprinzip ausserhalb Bayerns verschiebt, würde uns in den innovativen zukunftsträchtigen Spitzentechnologien, in denen wir uns mit den Erneuerbaren Energien bewegen, weiter zurückwerfen. Dank dem Rot- Günen Erneuerbaren Energien Gesetz waren wir lange Zeit Exportweltmeister bei der Windtechnologie. Wir haben mittlerweile 250.000 Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren, während ein AKW maximal 300 Arbeitsplätze bittet.
Klimaerwärmung und Naturzerstörung durch AKWs: Das Uran ist ebenso endlich wie Erdöl und Erdgas und steigt bereits jetzt erheblich im Preis. Die Gewinnung und Aufbereitung des Urans wird immer schwieriger und damit CO2- intensiver. Unmengen von Wasserdampf steigen aus den Kühltürmen und erwärmen unsere Atmosphäre, Flüsse werden um mehrere Grad erwärmt mit erheblichen Auswirkungen auf Flora und Fauna. Eine unverantwortliche Energieverschwendung, denn ein AKW kennt keine Kraftwärmekopplung.

Also viele Gründe um beim beschlossenen Atomaussteig zu bleiben. Zum Schluss noch eine Berechnung des Umweltbundesamtes für den Zeitraum 2020: Es droht kein Engpass bei der Stromversorgung, wenn der Atomausstieg umgesetzt und der Bau neuer Kohlekraftwerke auf die bereits in Bau befindlichen Anlagen beschränkt wird. Selbst zu Höchstzeiten stünde noch eine Kraftwerksreserve von 6.000 bis 17.000 MW Leistung zur Verfügung.

Also können wir getrost aus der Atomkraft aussteigen und Hubers "Stromlücke" als "Stromlüge" strafen.

Mit sonnigen Grüßen

Anne Franke