Frage an Anne Franke bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Anne Franke
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Dominique S. •

Frage an Anne Franke von Dominique S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Franke,

die erwähnte Studie ist hier zu finden:
http://www.bmbf.de/pub/Bildungsmisserfolg.pdf
Seite 16:
"In allen Fächern erhalten Jungen auch bei gleichen Kompetenzen schlechtere Noten"
Bemerkswert daher Ihre Argumentation mit den braven, aufpassenden Mädchen und schwätzenden, uninteressierten Jungs.
Schön dass Sie damit geschickt davon ablenken, dass es ja drum ging, dass die Jungen schon dadurch schlechtere Noten haben, weil sie bei exakt gleicher LEISTUNG schlechter bewertet werden als Mädchen, und nicht darum, dass Jungen schlechtere Noten hätten weil sie nicht aufpassen.
Wollen Sie die Diskrimierung der Jungen damit rechtfertigen, in dem Sie ihnen negative Charaktereigenschaften zu schreiben?

Ist dies die Gleichstellungpolitik die Sie als GRÜNE im Landtag vertreten würden ?

Werden Sie in der Schulpolitik die Benotungsdiskriminierung der Jungs zu Thema machen ?

Weiter schreiben Sie:
"Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation durchschnittlich immer noch 24% weniger als Männer. "
Ist Ihnen diese Aussage des BMFSFJ bekannt ?
„Die in der von Ihnen zitierten Rede vom 8. März 2007 enthaltene Aussage von Frau Ministerin von der Leyen, dass ‚Frauen noch immer nur 77 % des männlichen Einkommens verdienen, wohlbemerkt für gleiche Arbeit’ ist daher in dieser Form nicht richtig und missverständlich, auch wenn er sich in den Medien oft so oder ähnlich findet. "
oder die von Frau Renate Schmidt ?
„Frauen verdienen ja nicht weniger: bei gleicher Tätigkeit, gleicher Qualifikation und gleicher Berufserfahrung wird es sehr schwer nachzuweisen sein, dass es tatsächlich in nennenswertem Umfang (...) eine ungleiche Bezahlung gibt. ... Ansonsten ist Lohndiskriminierung auch heute schon bei uns verboten.“ ( http://manndat.abplesk01.de/index.php?id=532)
Wie erklären Sie die konträren Aussagen zu Ihren Angaben über die angeblich Lohndiskrimierung ?
Halten Sie es für legitim mit falschen Zahlen zu arbeiten ?
MfG
D. Strauss

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Strauss,

jetzt muss ich Ihnen aber heftig widersprechen. Sie haben hier eine Wertung hineingebracht, die ich ganz bewußt abgelehnt habe. Ich habe explizit betont, dass es wichtige Eigenschaften gibt, die von der schulischen Benotung ausgeschlossen sind, wie z.B. das Erheitern andern Menschen. Das ist doch wahrlich keine negative Eigenschaft. Ich habe nicht Bravsein gegen Schwätzen gestellt. Auch in der Studie, die ich dank Ihres Hinweises gefunden habe, wird davon als eine Eigenschaft gesprochen, die Selbstbewußtsein fördert. Aber ganz wesentlich ist auf Seite 7 die Erkenntnis, dass Lehrer Aus- und Weiterbildungen in Genderkompetenz bekommen sollten. Hier liegt die Studie ganz auf Grüner Linie. Im Übrigen decken sich unsere Aussagen zur Bildungspolitik, und darum geht es hier im Wesentlichen, mit einigen Erkenntnissen der Studie.
Wir fordern: Fördern statt Fordern. Sitzenbleiben ist Unsinn, übrigens auch aus volkswirtschaftlichen Gründen.
Mehr qualifizierte Lehrkräfte! In den 90er Jahren hat Bayern selbst Lehrer mit 1er-Staatsexamen nicht in den Staatsdienst übernommen. Jetzt fehlen massiv gute Lehrkräfte und der bayerische Staat stellt Förster und Quereinsteiger aus der Wirtschaft ein, die über keinerlei pädagogische Ausbildung verfügen. Das ist absolut verfehlte Planung auf Kosten unserer Kinder!
In den Grundschulen fehlen männliche Lehrer, Identifikationsfiguren für Jungs.
Das liegt natürlich auch an der Bezahlung, da - wie Sie wissen, Männer ziel- und karriereorientierter ihre Berufswahl treffen. Der überaus große Unterschied in den Gehältern von Grundschul- und Gymnasiallehrern müsste m.E. nicht angeglichen, aber angenähert werden. Damit bin ich bereits beim zweiten Thema, der genderspezifisch ungleichen Einkommen:
Sie haben das Problem mit den Studien angesprochen. Es gibt je nach Auftraggeber oft sehr unterschiedliche Ergebnisse. In diesem Fall habe ich mich auf die Zahlen, die unsere Bundesarbeitsgemeinschaft Frauen publiziert hat, verlassen.
Ich nehme zur Kenntnis, dass es andere Zahlen gibt.

Mit besten Grüßen

Anne Franke