Wie wird sich Ihre Fraktion zum Antrag 20/4886 positionieren?

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Britta Haßelmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Julia K. •

Wie wird sich Ihre Fraktion zum Antrag 20/4886 positionieren?

Sehr geehrte Frau Haßelmann,
ich gehöre zu den mindestens 500.000 an ME/CFS erkrankten Menschen in Deutschland.
Der zum Thema ME/CFS gestellte Antrag 20/4886 wurde ja am 19.01. im Plenum diskutiert und es gab am 19.04. im Gesundheitsausschuss eine Anhörung dazu.
Wann wird die Abstimmung im Bundestag stattfinden? Wie positioniert sich Ihre Fraktion dazu, planen Sie als B90/Die Grünen geschlossen dem Antrag zuzustimmen? Und falls nicht, warum nicht? Über eine kurze Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau K.

vielen Dank für Ihre Frage an Frau Haßelmann. Sie hat uns gebeten, Ihnen zu antworten. 

Die mangelnde Forschung und Versorgung von Long-Covid/ME-CFS-Patient*innen ist ein großes Problem ist, das bei Bündnis 90/Die Grünen und auch innerhalb der Ampelkoalitionspartner*innen auch als solches erkannt wurde. Als eines von ganz wenigen Krankheitsbildern hat es daher auch explizit Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden.

Um die Forschung zu intensivieren, sind Haushaltsmittel in Höhe von 16,5 Millionen Euro für dieses und nächstes Jahr vorgesehen. So wird mit der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen einer klinischen Studie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin aktuell die Wirksamkeit von drei Gruppen von bereits bekannten Medikamenten für die Behandlung von Patient*innen mit Long-Covid und Chronischem Fatigue Syndrom erforscht. Dies ist sehr wichtig, um potenzielle Behandlungsmöglichkeiten auf verschiedene Wirkstoffe auszuweiten.

Das Medikament BC007 zur Behandlung von Autoimmunphänomen wurde in allerersten Heilversuchen an einigen wenigen Long-Covid-Patient*innen erfolgreich getestet. Es muss in der Anwendung aber noch besser erforscht werden. Hier gibt es bereits eine geplante Studie in Erlangen, die – sobald sie durchgeführt ist – hoffentlich ausreichend Daten zur Wirksamkeit des Medikaments bei Long-Covid-Patient*innen bringt, um die Zulassung zu beantragen.

Wir Grüne wollen gemeinsam mit den Ampel-Partner*innen auch die Versorgungssituation durch Spezialambulanzen verbessern. Damit mehr Menschen wie Sie, schneller eine Diagnose bekommen aufgrund derer sie adäquat behandelt werden können. Dazu wurde nun der Gemeinsame Bundesausschuss, der die inhaltlichen Vorgaben der gesundheitlichen Versorgung macht, per Gesetz beauftragt. Er soll bis Ende 2023 eine Richtlinie erarbeiten für die interdisziplinäre und standardisierte Diagnostik von Long-Covid und ähnliche Krankheitsbildern wie etwa ME/CFS. Gleichzeitig wird dadurch festgelegt, wie den Versicherten ein zeitnaher Zugang zu einem multimodalen Therapieangebot gesichert werden kann.

Zwischenzeitlich wird ein Informations- und Beratungsangebot geschaffen. An die Webseite longcovid-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung können sich Betroffene wenden und auch telefonisch Hilfestellung und Orientierung bei Fragen rund um die Themen Arztsuche, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten erhalten. Dies ist eine zeitlich begrenzte Initiative der Bundesregierung, um die derzeit offensichtlich bestehenden Lücken im Gesundheitssystem zu schließen, soweit dies der Politik möglich ist. Insgesamt muss die Informationsqualität innerhalb der Ärzt*innenschaft verbessert werden – das ist uns sehr bewusst. Hier sind die Kassenärztlichen Vereinigungen gefragt.

Im Gesundheitsausschuss hat nun eine Anhörung zum Thema ME/CFS und Long Covid stattgefunden. Wir werten aktuell die Ergebnisse der Anhörung aus und ziehen Schlußfolgerungen mit Blick etwa auf die anstehenden Haushaltsberatungen. Wir sehen insbesondere noch Verbesserungsbedarf bei der Finanzierung der Versorgungsforschung.

Mit freundlichen Grüßen
Büro Haßelmann

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