Können Sie sich bitte dafür einsetzen, dass die Mittel aus dem Coronatopf nach dem Urteil des BVG zur Betreuung und Forschung für die Erkrankten an Postcovid, ME/CFS und PostVac eingesetzt werden?

Dennis Rohde, MdB (SPD)
Dennis Rohde
SPD
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Frage von Kerstin M. •

Können Sie sich bitte dafür einsetzen, dass die Mittel aus dem Coronatopf nach dem Urteil des BVG zur Betreuung und Forschung für die Erkrankten an Postcovid, ME/CFS und PostVac eingesetzt werden?

Wir haben eine leise humanitäre Katastrophe, ca. 2 Mio Post Covid ME/CFS und PostVac Erkrankte, ohne Therapien, Anlaufstellen und adäquate Versorgung. Viele schwer betroffen, hausgebunden oder sogar bettlägerig. Bisherige Maßnahmen der Ampel - nicht mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein. Dies ist eine DIREKTE Folge der Pandemie. Daher fordern wir 500 Millionen Euro für 5 Jahre für die Forschung und Versorgung (Aufbau Kompetenzzentren im KOA-Vertrag) der Krankheitsbilder VOR der Löschung des "Kredites ZUR BEKÄMPFUNG DER PANDEMIEFOLGEN".

Dennis Rohde, MdB (SPD)
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau M.,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 16. November dieses Jahres, die mich über die Internet-Plattform abgeordnetenwatch.de erreicht hat. Als direkt gewählter Abgeordneter für Oldenburg und das Ammerland antworte ich Ihnen natürlich sehr gerne darauf.

Ich freue mich Ihnen mitteilen zu können, dass wir als Haushaltsausschuss des Bundestags 54 Mio. Euro für Reha-Zentren für Kinder und Jugendliche, die an Long Covid erkrankt sind sowie 63 Mio. Euro für die Long-Covid-Forschung in den Haushalt 2024 eingestellt haben. Diese Mittel stehen noch unter dem Vorbehalt des endgültigen Beschlusses durch den Bundestag.

Lassen Sie mich aber noch ein paar grundsätzliche Worte zum Thema Long-Covid-Forschung sagen. Die Erforschung von ME/CFS ist derzeit leider noch unbefriedigend. Die konkreten Ursachen der Erkrankung sind weiter nicht im Detail bekannt, da es sich um ein sehr vielfältiges Krankheitsbild handelt. Grundlagenforschung ist daher das Gebot der Stunde, um Anhaltspunkte für die Entwicklung einheitlicher Diagnosekriterien und wirksame Therapieansätze zu finden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert deshalb bereits die Etablierung der Nationalen Klinischen Studiengruppe „Post-Covid Syndrom und ME/CFS“ zur Durchführung von klinischen Phase II Studien mit insgesamt zehn Millionen Euro bis Ende 2023. Hier sollen bereits zugelassene Medikamente identifiziert werden, die bei positiven Studienergebnissen schnell in die Versorgung gelangen können.

Das BMG wiederum fördert im Rahmen seiner Ressortforschung derzeit einen Verbund des Klinikums rechts der Isar der TU München und der Charité Berlin. Ziel ist der Aufbau eines altersübergreifenden klinischen Registers mit einer Biodatenbank. Die durch das Register gewonnenen Daten werden explizit auch Patientinnen und Patienten mit ME/CFS nach einer COVID-19-Infektion erfassen.

Die gemeinsamen Anstrengungen der Bundesregierung werden in einem beim BMG angesiedelten Arbeitsstab zwischen den beteiligten Ressorts fortlaufend koordiniert. In die Arbeit des Stabes fließen kontinuierlich auch Hinweise und Forschungsanstrengungen aus aller Welt mit ein. Darüber hinaus hat das BMG das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bereits im März 2021 damit beauftragt, den aktuellen Wissenstand zu ME/CFS bis Juni 2023 systematisch aufzuarbeiten. Das IQWiG hat gemäß gesetzter Frist bereits am 15.05.2023 einen umfassenden vierteiligen Bericht vorgelegt. Darin wird ausführlich auf den Wissensstand zum Krankheitsbild sowie die Studienlage zu etablierten Therapieverfahren und deren Nutzen eingegangen. Der Bericht stellt fest, dass die Evidenzlage zur Behandlung von ME/CFS schwach und die Erkrankung insgesamt noch wenig verstanden ist. Dennoch wurden Empfehlungen zu notwendigen und weitergehenden Gesundheitsinformationen sowie Handlungsoptionen für die Gesundheitspolitik, Ärzteschaft und Wissenschaft formuliert. Gemeinsam mit der Bundesregierung sind wir nun mit der Auswertung dieser Informationen befasst.

Uns, als SPD-Bundestagsfraktion, ist bewusst, dass trotz aller Anstrengungen die Forschungs- und Versorgungslage für die betroffenen Menschen und Ihre Angehörigen derzeit noch nicht akzeptabel ist. Darum werden wir nicht nachlassen, auf Ihr Anliegen auch weiterhin im Rahmen unser Möglichkeiten bei Wissenschaft, Forschung hinzuweisen, Fortschritte anzumahnen und durch finanzielle Mittel zu unterstützen. Ich bin Ihnen deshalb für Ihre Fragen und kritischen Anmerkungen sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

Dennis Rohde

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